München – Gestern Abend in Augsburg war es kein Geheimnis. Schon am Tag vor dem Pokalspiel des FC Bayern war klar, dass Manuel Neuer die Reise nicht mitantreten , sondern auf der heimischen Couch bleiben würde. Sven Ulreich hütete das Tor – und der Ersatzkeeper wird sich auch noch eine Weile bereithalten müssen. Denn Neuer hat nicht nur nach wie vor Schmerzen, sondern im Hinterkopf auch die WM, die heute in einem Monat startet.
Seinen Ehrgeiz, seinen unbändigen Willen, immer spielen zu wollen, musste der Kapitän daher in den vergangenen Tagen ein wenig bändigen. Hatte Neuer etwa vor dem Topspiel in Dortmund (2:2) vor eineinhalb Wochen noch Schmerzmittel geschluckt, die lädierte Schulter bis kurz vor Anpfiff getestet und letztlich auf die Zähne gebissen, verzichtet er seitdem auf Einsätze. Heute, im Reservistentraining, soll er dabei sein, „aber er hat nach wie vor Schmerzen“, sagt Julian Nagelsmann. Der Trainer weiß wie Neuer: „Jedes Spiel, das zu früh ist, wirft ihn zurück.“ Man spekuliert auf Hoffenheim am Samstag, letztlich aber soll Neuer entscheiden: „Er kennt seinen Körper am besten.“
Der 36-Jährige hat die WM im Hinterkopf, genau wie Lucas Hernandez. Beim Franzosen allerdings klingen Nagelsmanns Aussagen weniger optimistisch. Das MRT nach seinem Muskelbündelriss sei zuletzt „nicht gut“ gewesen, eine neue Bildgebung steht dieser Tage an. Er sei schmerzfrei, mache Fortschritte, eine Garantie für die WM aber sprach Nagelsmann nicht aus. Seine Worte – „er kann das schaffen“ – klangen eher aufbauend.
Nur zwei bis drei Wochen immerhin muss Leroy Sané pausieren. Der beim 5:0 gegen Freiburg erlittene Muskelfaserriss bremst den Nationalspieler, der zuletzt in Topform war, auf dem Weg zur WM dennoch ordentlich aus. Es sei nur logisch, sagt Nagelsmann, „dass es immer mal wieder einen erwischt“, auch wenn alles dafür getan wird, Verletzungen zu vermeiden: „Pflege, medizinische Versorgung, Rotation.“ Letztlich seien auch die Ersatzspieler in der Pflicht, die Stammelf zu entlasten. „Jeder muss volle Power bringen, dann können wir uns am Ende ein paar Kilometer sparen und vielleicht die eine oder andere Verletzung vermeiden.“ HANNA RAIF