Der Reserve-Riese

von Redaktion

Sven Ulreich liefert für Bayern immer ab, wenn er gebraucht wird

München – Wenn aus Sicht des FC Bayern und der Nationalmannschaft alles nach Plan verlaufen wäre, würde es zum Duell der DFB-Torhüter kommen. Dann würden in der Champions League Manuel Neuer (36) und seine Bayern auf den FC Barcelona von Marc-André ter Stegen (30) treffen. Sie merken schon: viel Konjunktiv. Das Königsklassen-Duell am Mittwoch (21 Uhr, Sky) kommt für Neuer bekanntlich zu früh. Der Kapitän der Bayern und der Nationalmannschaft laboriert weiter an einer Schultereckgelenksprellung. Immerhin ließ er sich am freien Montag an der Säbener Straße blicken und radelte sich auf dem Ergometer für eine Fitnesseinheit warm.

Neuer soll frühestens im Heimspiel am Samstag gegen den FSV Mainz 05 wieder zum Einsatz kommen. Darum wartet auf Ersatztorwart Sven Ulreich (34) im Camp Nou die ganz große Fußballbühne. Diesen Einsatz hat sich „Ulle“ absolut verdient, denn er ist der Reserve-Riese! Beim 2:0-Sieg in Hoffenheim zeigte Ulreich erneut eine starke Leistung und hielt seinen Kasten sauber.

Bei der Spielanalyse von Trainer Julian Nagelsmann (35) gab es Sonderlob für den sympathischen Schattenmann: „Die ersten 35 Minuten waren Weltklasse von uns, wir hatten sehr viele Torraumszenen. Dann haben wir etwas Gas rausgenommen und Hoffenheim kam zu zwei guten Chancen, wo Ulle Weltklasse reagiert hat.“ Der Magen-Darm geplagte Thomas Müller (33) kommentierte am Samstag die Leistung von Ulreich gewohnt wortgewandt: „So was von zu nULLE!“ Die Teamkollegen Joshua Kimmich (27) und Marcel Sabitzer (28) hatten ebenfalls Lust auf Wortspiele und erklärten kurzerhand: „MiaSanzunULLE!“

Die Reaktionen der Mitspieler zeigen, Ulreich ist äußerst beliebt in der Mannschaft. Kein Wunder: Es gibt nur wenige im Kader des deutschen Rekordmeisters, die ihr Ego so hinten anstellen können und auch wollen, wie es Ulreich Tag für Tag tut. Und wenn er gefordert ist, bringt er seine Leistung. Bei allem Respekt vor den Stürmern aus Freiburg, Hoffenheim, Pilsen, Viktoria Köln und Augsburg, in Barcelona warten andere Offensiv-Kaliber auf den Torhüter. Allen voran Superstürmer und Ex-Kollege Robert Lewandowski (34), aber auch Offensivkünstler wie Ousmane Dembele (25) oder Ferran Torres (22).

Wie wichtig er auf dem Rasen auch gegen Top-Klubs für die Münchner sein kann, zeigte er vor allem in der Saison 2017/2018. Damals fiel Neuer fast die komplette Spielzeit über mit Mittelfußbrüchen aus. Ulreich schaffte es dank überzeugender Leistungen während der langen Neuer-Abstinenz vor der WM 2018 sogar bis in den erweiterten Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Das ist heuer vor der Weltmeisterschaft in Katar nicht der Fall. Sowohl beim FC Bayern als auch beim DFB gehen die Verantwortlichen davon aus, dass Neuer rechtzeitig zum WM-Start wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist.  pk, bok

Artikel 1 von 11