Der wichtigste Satz des ersten Skiweltcup-Wochenendes war komplett unspektakulär. Es geht um fünf Worte, denen in Zeiten der immer präsenter werdenden Klimakatastrophe nur wenige widersprechen dürften. Die aber für Bergsportler und überhaupt Menschen, die den Bergen oder der Natur verbunden sind, schon gültig waren, als Skier noch Holzbretter waren und noch niemand etwas vom Klimawandel wusste. „Wir müssen die Natur respektieren.“ Gesagt hat das Markus Waldner, er ist Renndirektor des Skiweltverbandes (FIS).
Das Problem: Der Oberchef der Skisportler sieht das nicht so. Selbst wenn FIS-Präsident Johan Eliasch versucht, den Anschein zu erwecken, es ist ihm doch sehr schwer abzukaufen. Genausogut könnte ein Moai (steinerne Kopfstatue von den Osterinseln) versuchen, sich auf einem schmelzenden Alpengletscher als Schneemann zu tarnen.
Waldner hatte seine Äußerung in Bezug auf die abgesagten Abfahrten kommendes Wochenende in Zermatt getätigt und die Ansetzung Ende Oktober einen Fehler genannt. Grund der Absage war übrigens Schneemangel. Eliasch hatte die neue Strecke kurz vor der Absage noch gelobt. Sie würde helfen, den CO2-Fußabdruck des Weltcups zu senken, da die Teams nicht mehr so weit reisen müssten, um im Sommer auf der Südhalbkugel zu trainieren. Ein fragliches Argument, wenn sogar im Oktober der Schnee für ein Rennen fehlt.
Abgesehen von selteneren Reisen und der Idee klimapositiv zu werden, hat der ehemalige CEO und nach wie vor Inhaber der Sportfirma Head vor allem über Geld gesprochen. Mehr Preisgelder, mehr Gelder durch neue Märkte, mehr Gelder durch eine bessere Vermarktung. Der 60-Jährige ist ein Visionär, das kann man ihm nicht absprechen. Nur leider mit den falschen Prioritäten.
Denn der Skisport braucht keinen Visionär, der den Schildern zu „mehr, mehr, mehr“, folgt. In diesen Ziehweg sind schon viele Sportfunktionäre im Schuss eingebogen. Wichtiger wäre es, sich auf die Abfahrt der schwierigen Herausforderungen zu trauen: Einen Rennkalender im Einklang mit dem wahrscheinlichen und nicht dem erhofften Winter zu schaffen. Oder Lösungsansätze für immer teurere Energie und immer knapperes Wasser. Keine kleinen Herausforderungen für einen Sport, der ohne Kunstschnee kaum mehr funktioniert.
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