Sorgenkind Sadio

von Redaktion

Von Mané wird mehr erwartet

München – Dass Sadio Mané (30) ein netter Kerl ist, war beim 2:0-Sieg des FC Bayern in Hoffenheim gut zu beobachten. Nach Spielende sprintete ein Flitzer zu Mané, legte den Arm um ihn und zückte sein Smartphone für ein Selfie. Der senegalesische Superstar setzte ein Kameralächeln auf und ließ das Prozedere geduldig über sich ergehen. Danach schaute er wieder bedröppelt und ärgerte sich weiter über seine kurz vor Schlusspfiff vergebene Torchance. Es war ein gebrauchter Tag für Mané: Erst musste er sich eine gute Stunde mit einem Bankplatz begnügen und nach seiner Einwechslung war die sportliche Performance – wie so häufig in der bisherigen Saison – ausbaufähig.

„Sadio hat viel gespielt in den letzten Wochen. Wir brauchen ihn am Mittwoch bei 100 Prozent“, begründete Trainer Julian Nagelsmann (35) mit Blick auf das anstehende Champions-League-Spiel beim FC Barcelona (21 Uhr, Sky) seine Entscheidung. Zudem sei es laut Nagelsmann eine Entscheidung zugunsten von Kingsley Coman (26) und nicht gegen Mané gewesen: „King hat länger nicht gespielt. Serge Gnabry und Jamal Musiala sind gut drauf, die wollte ich nicht rausnehmen. Es ist ganz normal, wir müssen rotieren da wir einen ausgeglichenen Kader haben.“ Zumal Thomas Müller (33) nach überstandener Magen-Darm-Infektion gegen die Katalanen zurück in der Mannschaft erwartet wird und Leroy Sané (26/Muskelfaserriss) Fortschritte in der Reha macht. Dass Mané ein Ausnahmefußballer ist, steht außer Frage. Doch seine Qualitäten lässt er nur ab und an aufblitzen. Zusätzlich verwies Nagelsmann am Samstag darauf, dass Mané nach wie vor noch etwas müde von der Reise nach Paris sei. Dort nahm der Stürmer vergangene Woche an der Ballon-d’Or-Gala teil – und belegte den zweiten Platz hinter Karim Benzema (34) von Real Madrid. Darüber hinaus bekam er den „Socrates-Award“ für sein soziales Engagement überreicht. Glamour-Auftritte liefert Mané derzeit nur abseits des Rasens.

Zwar ist er mit fünf Treffern zweitbester Torschütze in den Reihen der Bayern, doch im Münchner Spiel wirkt er phasenweise wie ein Fremdkörper: Er steht häufig im Abseits, läuft Passwege zu, der erste Kontakt ist unsauber. Selbst in Manés Heimat im Senegal haben die Leute das Formtief ihres Nationalhelden registriert – und sorgen sich um das Abschneiden bei der anstehenden Weltmeisterschaft in Katar. Tenor: Die Mannschaft ist zu abhängig von Mané. Vom Superstar zum Sorgenkind.

Dabei wurden der FC Bayern und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) für den Transfer des Sommers gefeiert. Vor allem der zu diesem Zeitpunkt massiv in der Kritik stehende Salihamidzic legte sich ins Zeug. Gemeinsam mit Mané-Berater Björn Bezemer fädelte er den Deal ein. Unter anderem reiste das Duo gemeinsam im Privatjet durch Europa, um den Wechsel perfekt zu machen. Der Abgang von Superstürmer Robert Lewandowski (34) schien dank Mané vergessen. Bei dessen offizieller Vorstellung bedankte sich Salihamidzic vor der Weltöffentlichkeit namentlich bei Bezemer. Es kommt auch mal vor, dass sich beide nach Spielen im Restaurant besprechen. Das enge Verhältnis beider wird in der Branche nicht unkritisch gesehen. Die Zeit der Vorschusslorbeeren ist für Mané vorbei.

M. BONKE, P. KESSLER

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