München – Die Bayern-Welt ist wieder in Ordnung. „Wir haben kein Hehl daraus gemacht, dass es immer unser Anspruch ist, Tabellenführer zu sein. Jetzt sind wir es zumindest mal für ein paar Stunden“, sagte Vorstandsboss Oliver Kahn (53) am Samstagabend nach dem 6:2 gegen Mainz. Durch den Heimsieg gegen das beste Auswärtsteam der Liga zogen die Münchner an Union Berlin vorbei. Zwar nur für 24 Stunden, bis Union am Sonntag mit 2:1 gegen Mönchengladbach gewann. Aber: Die Bayern wissen wieder, wie wunderbar es sich anfühlt, in der Bundesliga von ganz oben zu grüßen.
Eine schöne Momentaufnahme, darüber sind sich die Protagonisten des deutschen Rekordmeisters einig. Viel wichtiger sei aber, dass der Trend vor der WM-Pause stimme. „Es war unser großes Ziel, dass wir uns in einen Flow spielen. Das muss man sich hart erarbeiten, das haben wir getan“, betonte Leon Goretzka (27) nach dem sechsten Münchner Pflichtspielsieg hintereinandSecher. Gegen Mainz entschieden Serge Gnabry (27/5. Minute), Jamal Musiala (19/28.)und Sadio Mané (30/43.), der einen Elfmeter im Nachschuss verwandelte, die Partie frühzeitig. In der zweiten Halbzeit durften sich auch Goretzka (58.), der eingewechselte Mathys Tel (17/79.) und Eric Maxim Choupo-Moting (33/86.) über Tore freuen. Die Gegentore durch Silvan Widmer (45. +4) und Marcus Ingvartsen (82.) fielen nicht ins Gewicht.
„Großes Kompliment! Was die Mannschaft gerade abreißt – alle drei Tage charakterlich, aber auch von der Art und Weise –, ist herausragend“, schwärmte Trainer Julian Nagelsmann (35). Fakt ist: Die Tore des zum FC Barcelona abgewanderten Robert Lewandowski (34/FC Barcelona) verteilen sich in dieser Saison auf mehrere Münchner Schultern. Im 20. Pflichtspiel erzielten die Bayern zum achten Mal mindestens fünf Tore. Schon 13 verschiedene Spieler trafen an den ersten zwölf Liga-Spieltagen für die Bayern ins Schwarze, gegen Mainz gingen die sechs Treffer auf sechs verschiedene Torkonten. „Das zeigt, dass wir schwer berechenbar sind“, freute sich Kahn. „Im Grunde gibt es nichts Besseres, wenn in einer Mannschaft jeder Tore erzielen kann. Das erzeugt einen gewissen Respekt beim Gegner.“ Auch stark: Nachdem der deutsche Rekordmeister in der vergangenen Saison für seine geringe Kaderbreite Kritik einstecken musste, kann Nagelsmann fast nach Belieben rotieren – ohne dabei einen Leistungsabfall zu riskieren. Kahn: „Es ist egal, wer reinkommt, es funktioniert einfach. Es gibt keinen Abfall mehr, jeder, der reinkommt, bringt seine Leistung und das Spiel läuft auf höchstem Niveau weiter.“
Nicht nur in der Bundesliga läuft es für den FC Bayern wieder rund. Auch in der Champions League eilen die Münchner von Sieg zu Sieg: 15 Punkte nach fünf Partien. Am letzten Gruppenspieltag geht es am Dienstag (21 Uhr, Amazon Prime Video) in der Allianz Arena gegen Inter Mailand. Eigentlich ein sportlich relativ unbedeutendes Spiel für den FC Bayern, der bereits für das Achtelfinale qualifiziert ist. Abschenken kommt aber nicht infrage. „Es wird kein gemütliches Freundschaftsspiel, dafür ist viel zu viel Prestige dabei“, stellte Kahn klar. Rotieren wollen Nagelsmann und sein Trainerteam trotzdem. Möglich, dass Benjamin Pavard (26) statt Matthijs de Ligt (23/Muskelverhärtung) von Anfang an beginnt. Auch Kingsley Coman (26) und Marcel Sabitzer (28) gelten als Startelfkandidaten.