München – Die gute Nachricht für alle hatte Julian Nagelsmann schon vor der Nacht auf den Feiertag parat. „Ich glaube, die Nation kann recht beruhigt zu Bett gehen heute Abend“, sagte der Bayern-Coach am Montag, als er auf die sogenannte „Schulter der Nation“ angesprochen wurde. Die Verletzung von Manuel Neuer hatte zwar mit der Partie gestern gegen Inter Mailand so gut wie gar nichts zu tun – dass der Nationalkeeper noch nicht fit sein würde, stand lange fest. Weil es im abschließenden Gruppenspiel der Champions League aber um nichts anderes mehr ging als um die Ehre – und Neuers Gesundheit keine drei Wochen vor dem Start der WM in Katar die Branche sowieso mehr interessiert als alles andere –, hallte diese Aussage von der Pressekonferenz gleich doppelt nach.
Die Wochen davor waren ja auch für Nagelsmann zäh gewesen. Denn obwohl der 35-Jährige mindestens zwei Mal pro Woche auf Neuers Schultereckgelenk angesprochen wurde, konnte er selten Neues berichten. Am Montag nun wurden seine erfreulichen Aussagen mit frischen Bildern vom Trainingsplatz garniert. Man sah: Neuer beim Aufwärmen, Neuer beim Dehnen, Neuer beim Werfen – und schließlich: Neuer, wie er sich aus dem Stand auf seine linke Seite fallen ließ. Auf jene also, auf der seine Schulter seit drei Wochen derartige Schmerzen bereitet, dass die Öffentlichkeit um seine WM-Teilnahme zitterte. Das muss man nun nicht mehr. Auch gestern trainierte er.
„Es sieht gut aus. Er hat alles gut verkraftet, auch die Stoßbelastung auf die Schulter“, sagte Nagelsmann, der mit dem Team auf dem Platz neben Neuer geübt hatte. Gestern Abend stand der Keeper freilich noch nicht im Kader, am Wochenende aber werde Neuer aber „vielleicht“ wieder zur Verfügung stehen. Sollte es beim Gastspiel in Berlin schon klappen, wäre er seinem Plan, der eigentlich Einsätze lediglich gegen Bremen (8.11.) und auf Schalke (12.11.) vorgesehen hatte, sogar ein Spiel voraus. Und er wäre auch vor Thomas Müller wieder beim Team, für den die Reise aufgrund von Hüftproblemen noch zu früh kommt. Der Nationalspieler trainiert diese Woche dosiert.
Voll dabei hingegen waren im Abschlusstraining Leroy Sané und Lucas Hernandez. Die beiden Rekonvaleszenten wurden nach Muskelfaserriss und Muskelbündelriss am Montag standesgemäß im Spalier von ihren Teamkollegen begrüßt. Gegen Inter waren sie noch keine Option, womöglich aber in Berlin. Deutsche wie Franzosen dürfen dann noch ein wenig ruhiger schlafen. hlr, bok