Guido Tognoni, einst Pressechef bei der FIFA, brachte es seinerzeit auf den Punkt: „Die Regeln der FIFA besagen: Bei einzelnen Herrschaften gibt es ohne Bezahlung keine Stimme.“ Und er fügte hinzu: „Die Exekutivmitglieder fühlen sich wie Masters of the Universe.“ Wie leibhaftige Götter sozusagen. Das war das Umfeld, in dem das deutsche Bewerbungskomitee unter Franz Beckenbauer im Juli 2000 mit 12:11 Stimmen gegen Südafrika gewann und die Fußball-WM nach Deutschland holte. Und das war auch noch die vergleichbare Situation, als Russland und Katar sich zehn Jahre später die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 erwarben.
Der unter öffentlichem Druck eingesetzte FIFA-Chefermittler Michael Garcia konnte viele Indizien, aber nach Ansicht der Ethikkommission unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert keine ausreichend konkreten Beweise vortragen, um Katar, Russland und den Fußball-Weltverband der Korruption zu überführen (was im Grund ein Treppenwitz ist und Garcia entsprechend erzürnte). Auch eine vom DFB für fast 10 Millionen Euro eingekaufte Anwaltskanzlei zur Aufklärung der als „Sommermärchenaffäre“ berühmt gewordenen Zahlung von 6,7 Millionen Euro von einem Konto Beckenbauers an den lebenslang gesperrten katarischen Ex-Funktionär Mohamed bin Hammam brachte keine endgültige Aufklärung. Floss das Geld, um die WM zu kaufen? War das nicht gar ein preiswerter Einkauf für den schönsten Sommer, den Deutschland je erlebt hat?
Sicher ist, dass der DFB dem wohl korruptesten aus der FIFA-Riege, dem längst ebenfalls lebenslang aus dem Verkehr gezogenen Stimmenbeschaffer Jack Warner aus Trinidad und Tobago, kurz vor der WM-Vergabe an Deutschland Eintrittskarten und weitere Leistungen im Gegenwert von 10 Millionen Mark zusagte. Der Vertragsentwurf, von Beckenbauer gegengezeichnet, wurde indes nie erfüllt. Der DFB verbuchte den Betrag als Betriebsausgabe für eine WM-Gala. Diese Gala fand aber nie statt, weshalb die Steuerbehörde dem Verband im Herbst 2017 fürs Jahr 2006 die Gemeinnützigkeit entzog.
Das bedeutete eine Steuerforderung von 19,2 Millionen Euro plus aufgelaufene Zinsen. Der DFB überwies 2018 satte 22,57 Millionen Euro ans Finanzamt und legte umgehend Revision ein. Dadurch, dass das Landgericht Frankfurt nun einen Schlussstrich unter das Steuerstrafverfahren gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie den langjährigen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt gezogen hat, dürften die Chancen nicht schlechter geworden sein, das viele Geld zurückzubekommen. Plus Zinsen.
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