4 Deutsche im Achtelfinale

Den Moment genießen!

von Redaktion

HANNA RAIF

Das 3:3 gegen den RC Lens interessierte niemanden mehr, immerhin. Trotzdem hatte Ottmar Hitzfeld an diesem Abend im November alles andere als gute Laune. Das sechste Gruppenspiel war für den Trainer und seine strauchelnden Bayern auch gleichzeitig der letzte Champions-League-Auftritt der Saison 2002/03. Zwei Punkte, 9:13 Tore, Aus in der Vorrunde. Schlimmer geht’s kaum.

Was dem FC Bayern vor exakt 20 Jahren zum letzten Mal passiert ist, ist für andere deutsche Clubs eher Regel als Ausnahme gewesen. Besonders schlimm mutete die Königsklassen-Bilanz der vermeintlich besten Bundesligisten im Vorjahr an. Während für die Münchner „erst“ im Viertelfinale Schluss war, hatten sich Dortmund, Leipzig und Wolfsburg bereits nach der Vorrunde verabschiedet. Die Liga ist international abgehängt, hieß es von milde gestimmten Kritikern. Ohne Investoren hat der deutsche Fußball sowieso verloren, posaunten andere. Und ein Jahr später ist plötzlich wieder alles gut?

„Ein Kompliment“ gab es am Dienstag aus München a n den Rest, also an den BVB, Leipzig und Neuling Frankfurt, die allesamt in den Lostöpfen für das Achtelfinale liegen. Und Hasan Salihamidzic führte seine Lobeshymne sogar noch aus: „Die Bundesliga kann stolz sein. In Europa haben wir ein Zeichen gesetzt.“ So weit, so richtig, die Momentaufnahme spricht für die These des Sportvorstandes. Denn neben der Premier League ist die hiesige Liga die einzige mit vier Achtelfinal-Startern. Es folgt Italien (3) vor Portugal (2), während Real Madrid und auch Paris St.-Germain Einzelkämpfer sind – und das Bayern-Schicksal des Vorjahres teilen.

Dass sich das Blatt binnen 365 Tagen nicht komplett gewendet hat, ist allerdings auch logisch. Dafür lohnt sich die differenzierte Betrachtung der Gruppenphase. Dortmund etwa hat bei den großen Prüfungen gegen ManCity gut gespielt, kam aber nicht nur souverän durchs Programm. Leipzig hat sich gerade rechtzeitig gefangen – und Frankfurt surft halt beschwingt auf der Europapokal-Welle. Alles erfreuliche Entwicklungen, alles aber Einzelfälle. Und alles auch nicht so beständig, dass sich positive Prognosen für die K.-o.-Runde ableiten lassen.

Seit der Einführung der Champions League im Jahr 1992 gab es vier deutsche Triumphe. Nur ein Mal davon (1997/BVB) ging der Henkelpott an ein anderes deutsches Team als die Bayern. Trotz der wunderbaren Gruppenphase lohnen sich Wetten heuer auch nur auf den Branchenprimus. Alles andere wäre so überraschend wie ein Vorrunden-Aus des Serien-Meisters, siehe: Hitzfeld 2002.

Hanna.Raif@ovb.net

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