„Die Zeit im Kraftraum war sehr hart“

von Redaktion

1860-Torjäger Marcel Bär über seine Verletzungspause, Vertragsgespräche und sportliche Ziele

München – Beinahe wäre er gleich wieder der Held gewesen, doch an einem Tag, an dem Bayreuth sehr viel und den Löwen rein gar nichts gelang, landete natürlich auch der Kopfball von Marcel Bär beim Comeback neben dem Tor. Abgehakt. Mit einem Familienausflug auf die Zugspitze belohnte sich der Rückkehrer für entbehrungsreiche Wochen. Die wichtigste Nachricht ist eh, dass der Ende Juli gebrochene Mittelfuß hält und Bär, 30, wieder nach vorne schauen kann. Wir trafen den genesenen Torjäger zum Interview.

Herr Bär, wie gut tut es, wenn man sich mal wieder ausgiebig über eine vergebene Torchance ärgern darf? Seit Sommer hatten sie ja verletzungsbedingt andere Themen . . .

Das stimmt. Ich bin froh, wieder da zu sein – das ist das Wichtigste. Ich hab’s geschafft, in der Hinrunde noch mal auf dem Platz zu stehen – das war mein Ziel nach der Verletzung. So kann’s jetzt weitergehen.

Waren die drei Monate Ihre längste Verletzungspause bisher?

Ja, ich war noch nie schwerwiegend verletzt. Das war absolutes Neuland für mich. Mental vor allem, weil ich schon die komplette Sommerpause krank war. Das war anfangs schwer zu akzeptieren und absolut ungewohnt für mich. Die Zeit im Kraftraum war sehr, sehr hart. Jörg Mikoleit (der Athletiktrainer/d. Red.) schont einen nicht, aber natürlich helfen auch diese Einheiten, um schnell zurückzukommen.

Vergangene Saison erzielten Sie Ihr drittes Saisontor am 14. Spieltag. Jetzt stehen Sie vor dem 15. Spieltag bei zwei. Noch alles drin, oder?

(lacht) Ich fürchte, das kann man nicht so ganz vergleichen. Diesmal komme ich aus einer schweren Verletzung und muss erst mal wieder in den Spielmodus reinkommen. Trotzdem hoffe ich, dass ich an meine Leistungen in der letztjährigen Rückrunde anknüpfen kann.

Trainer Michael Köllner hält es für möglich, dass Sie trotz Ihrer Verletzung erneut die Torjägerkanone holen. Sie auch?

Man soll sich ja im Leben kein Limit setzen, also warum nicht? Ich sag jetzt aber nicht: Ich muss sie wieder holen. Erst mal muss ich zusehen, dass ich zu meiner alten Form zurückfinde, dann können wir über andere Dinge reden. Die Kanone ist nicht das Wichtigste, sondern das, was wir als Verein erreichen wollen . . .

Sie haben ja jedes Heimspiel auf der Tribüne verfolgt. Wie erklären Sie sich so unterschiedliche Auftritte wie beim 1:2 gegen Ingolstadt und beim furiosen 3:1 gegen Wiesbaden?

Das ist einfach Fußball. Ich war ja immer im Stadion und immer auf dem Gelände. Ich fand schon, dass wir sehr gute Trainingswochen hatten. Schwer zu erklären, warum wir trotzdem Spiele drin hatten, in denen wir nicht an unser Leistungsoptimum gekommen sind. Der Maßstab muss die Leistung gegen Wiesbaden sein.

Erfreulich ist nach wie vor der Punkteschnitt: 29 nach 14 Spielen. Gab es lange nicht bei 1860.

Ja, die Ausgangsposition ist eine ganz andere als in den letzten Jahren, wo man immer hinterherhecheln musste. Einmal hab ich’s ja selber miterlebt. Das ist ein enormer Kraftakt, immer den Punkten hinterherzulaufen. Aktuell ist es ein Über-zwei-Punkte-Schnitt. Wir spielen eine richtig gute Runde.

Sie haben bereits höherklassig gespielt und können es beurteilen: Wie viel 2. Liga steckt schon im aktuellen Kader?

Schwer zu sagen. Ich denke, wir sind gut beraten, uns auf diese Liga zu konzentrieren. Es ist noch ein langer Weg bis zur 2. Liga. Wir dürfen uns keine Ausrutscher erlauben wie in Bayreuth. Wenn man gegen den Tabellenletzten verliert, braucht man sich erst mal nicht über höhere Ligen unterhalten.

Am Ende dieser Saison läuft Ihr Vertrag aus. Vermutlich gab es während Ihrer Verletzungspause erste Gespräche über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit.

Ja, genau. Meine Berateragentur und der Verein sind in einem guten Austausch. Wir führen Gespräche. Sieht alles sehr positiv aus. Konkreter wurde es aber noch nicht. Ich will mich erst mal darauf konzentrieren, fit zu werden. Alles andere kommt dann.

Empfinden Sie es als Signal zum Aufbruch, dass 1860 ein Toptalent wie Leandro Morgalla langfristig binden konnte?

Erst mal muss man sagen, dass der Junge bisher einen richtig guten Job macht – und der Verein auch. Es ist richtig stark von der Geschäftsführung, dass sie es hinbekommen haben, dass Leo hier verlängert. Das ist ganz wichtig, Jetzt muss er dranbleiben, sich keinen Kopf machen über andere Dinge. Der Junge wird auf jeden Fall nicht in der 3. Liga bleiben.

Am Sonntag steht das Spitzenspiel gegen Saarbrücken an. Seit der Aufstiegsrelegation 2018 wartet 1860 auf einen Sieg gegen den FCS. Was erwarten Sie sich?

Ich bin der Meinung, dass wir als Sechzig jedes Heimspiel gewinnen sollen und wollen. Das ist unser Anspruch – egal wer kommt. Es wird ein enges Spiel, aber ich hoffe auf drei Punkte.

Erstmals seit dem Auftaktspiel in Dresden sind alle vier Stürmer fit. Sind Sie schon ein Kandidat für die Startelf?

Ich hatte mich ja schon für Bayreuth fit gemeldet, bin auch diese Woche fit. Das muss der Trainer entscheiden. Wenn es für einen Startelfeinsatz reicht, freue ich mich natürlich.

Interview: Uli Kellner

Artikel 1 von 11