Flicks Sturmpuzzle

von Redaktion

Nach Timo Werners Ausfall gibt es in der DFB-Offensive noch mehr Fragezeichen

VON MANUEL BONKE

München – Wenn die deutsche Nationalmannschaft am übernächsten Montag gegen Mitternacht ihr Teamquartier im Oman bezieht, dürfte sich Timo Werner (26) zu Hause in Deutschland im Tiefschlaf befinden. Der Angreifer von RB Leipzig hat sich das Syndesmoseband gerissen und wird sowohl das Trainingslager in Maskat als auch die Weltmeisterschaft in Katar verpassen.

„Für die WM ist es ein Scheißzeitpunkt. Er hätte dem deutschen Spiel mit seinem Speed und seiner Torgefahr gutgetan“, sagte Julian Nagelsmann (35) am Freitag. Der Bayern-Trainer hatte Werner zu gemeinsamen Leipziger Zeiten zum Weltklasse-Stürmer geformt. Bereits zuvor sprach Bundestrainer Hansi Flick (57) von einem herben Verlust für die Mannschaft: „Wir müssen auf einen ausgezeichneten Stürmer mit einer starken Torquote auch im Nationaltrikot und zudem auf einen echten Teamplayer verzichten.“ Bleibt die Frage: Wer kann die Lücke, die Werner durch seinen Ausfall im Sturmzentrum hinterlässt, schließen? An prominenten Namen in der nominellen Kaderliste mangelt es dem Bundestrainer zumindest nicht.

Kai Havertz (23) hat diese Rolle vergangene Saison sowohl beim FC Chelsea als auch in diesem Jahr bei der Nationalmannschaft ausgeführt. Viermal stand Werner unter Flick nicht in der Startelf, und in drei Fällen setzte Flick auf Havertz als Stoßstürmer in seinem bevorzugten 4-2-3-1-System. Der zahlte dieses Vertrauen prompt im vergangenen Länderspiel mit einem Doppelpack gegen England (3:3) zurück. Der kopfballstarke Havertz bringt mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern zudem die passende Statur für einen Stoßstürmer mit.

Eine weitere Möglichkeit wäre es, auf die bayerische Urgewalt zu setzen: Thomas Müller (33). Der Münchner lief in seiner Karriere schon häufig als falsche Neun auf – und tat das diese Saison bereits für den FC Bayern. Vorteil dieser Option: Müller könnte sich mit Vereinskollege Serge Gnabry (27) dort abwechseln und so für Verwirrung bei den Gegnern sorgen. Das variable Angriffsspiel ist in München derzeit der größte Trumpf.

Der Bremer Niclas Füllkrug (29) wird trotz des Werner-Ausfalls nicht über die Rolle als Joker-Angreifer hinauskommen. So er es überhaupt in den finalen WM-Kader schafft. Denn mit BVB-Stürmer Youssoufa Moukoko (17) hat er auf dieser Position einen hochveranlagten und deutlich jüngeren Kontrahenten, der sich aktuell in beachtlicher Form befindet. Es läuft auf einen „Neuner“-Zweikampf hinaus.

Fragezeichen stehen ebenfalls noch hinter den Offensivkräften Marco Reus (33) von Borussia Dortmund und Florian Wirtz (19) von Bayer Leverkusen. Während Reus am Wochenende gegen Bochum einsatzfähig ist, kommt für Wirtz die Partie gegen Union am Sonntag nach seinem Kreuzbandriss zu früh.

Artikel 1 von 11