München – Es war keine Explosion, eher tiefe Erleichterung. Die Basketballer des FC Bayern kamen auf dem Feld zusammen und drückten sich lange und innig. Weil viel mehr wahrscheinlich auch nicht mehr möglich war nach diesem packenden Duell mit dem Euroleague-Titelverteidiger Efes Istanbul. Nach dem erlösenden 81:78, nach dem ersten Sieg in einer bis dahin so frustrierenden Saison in Europa.
Und auch bei Trainer Andrea Trinchieri konnte man ihn fast schon hören, den gewaltigen Felsen, der ihm vom Herzen geplumpst war. „Ein Trainer hat viele Narben. Manche auf der Haut, manche auf dem Herzen“, sagte der Bayern-Coach, „aber es ist besser, der Trainer hat sie als die Spieler“.
Wobei seine Profi dem Starensemble vom Bosporus an diesem Abend tatsächlich nie so gegenübergetreten waren wie ein Team, auf dem ein 0:5-Fehlstart lastet. Gut, man leistete sich Fehler, aber man hatte Antworten wie den 9:0-Lauf im dritten Viertel, mit dem man auf die beste Phase der stimmgewaltig unterstützten Türken antwortete. Selbst der Gegner war beeindruckt. So wie National-Center Tibor Pleiß. „Bayern hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Wenn sie daran anknüpfen können, können sie sicher wieder eine gute Rolle spielen“, sagte der 2,21-Meter-Riese.
Diese Qualität hat natürlich viele Gründe. Der Anpassungsprozess der US-Neuzugänge Cassius Winston und Freddie Gillespie schreitet voran. Das sich leerende Lazarett tut ein Übriges. Elias Harris etwa machte am Korb mächtig Wirbel und war mit seinen zehn Punkten im Schlussviertel einer der Garanten dafür, dass die Bayern Efes Istanbul auf Distanz hielten. „Er ist natürlich frisch, er hat ja drei Monate nichts gemacht“, feixte Trinchieri. Und dann ist da natürlich NBA-Rückkehrer Isaac Bonga, der für Trinchieri ein sehnsüchtig erwartetes Puzzlestück ist. „Er hat im positiven Sinne keine Position“, sagte Trinchieri. Der 22-Jährige soll mit Kapitän Vladimir Lucic eine unberechenbare Doppelspitze bilden. Gegen den Euroleague-Champion klappte zumindest Bongas Anteil mit 12 Punkten und acht Rebounds schon ziemlich gut.
Bonga selbst quittierte die vielen Vorschusslorbeeren der Bayern-Verantwortlichen noch mit einem freundlichen Lächeln. „Ich bin noch dabei, mich an den Basketball in der Euroleague zu gewöhnen“, sagte er, „aber am Ende ist es mir egal, ob ich eine große oder eine kleine Rolle spiele. Wichtig ist, dass die Mannschaft Wege findet, Spiele zu gewinnen.“
Wobei die Bayern für dieses Ziel wohl schon bald noch ein weiteres Puzzlestück zur Verfügung haben. Die Meldungen verdichten sich, dass Niels Giffey unmittelbar vor der Unterschrift in München steht. Der Nationalspieler wird sich demnach selbst aus seinem Vertrag bei UCAM Murcia herauskaufen und dann bei den Bayern anheuern. Passend, dass auf die Münchner in der Euroleague am kommenden Donnerstag ausgerechnet der brisante Auftritt bei Giffeys Langzeit-Verein Alba Berlin ansteht. Wobei die Partie für den Urberliner wohl noch zu früh kommen wird.
Wobei die Bayern ohnehin noch eine ganz andere Aufgabe vor sich haben, ehe das Unternehmen Europa weitergeht. Nach dem Coup gegen den Euroleague-Champion wartet am Sonntag (18 Uhr) im Audi Dome das Duell mit BBL-Hinterbänkler medi Bayreuth.