München/Nyon – Die Blicke von Vorstandschef Oliver Kahn (52) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) wirkten etwas versteinert, als der Gegner im Achtelfinale der Champions League feststand: Paris Saint-Germain. Nachdem sich die Führungsriege des FC Bayern gesammelt hatte, überwog dann aber doch die Freude über das französische Schmankerl in der Königsklasse. „Es ist ein Top-Spiel gegen einen Top-Gegner, eine der besten Mannschaften der Welt, mit absoluten Weltstars. Ich freue mich auf die Spiele. Es ist für jeden Fußballfan ein Leckerbissen“, sagte Salihamidzic.
Ob er sich dabei ausmalte, wie sich die Pariser Superoffensive um Kylian Mbappé (23), Lionel Messi (35) und Neymar (30) an der Münchner Abwehrzentrale um Matthjis de Ligt (23) und Dayot Upamecano (23) die Zähne ausbeißen wird, ist nicht überliefert. Trainer Julian Nagelsmann (35) hingegen flüchtete sich in Galgenhumor: „Es ist ein schwerer Gegner. Die perfekte Gruppenphase wurde nicht wirklich belohnt. Gleiches gilt für Paris, sie werden nicht extrem frohlocken, dass sie gegen uns spielen.“ Der amtierende französische Meister verspielte den Gruppensieg am letzten Spieltag durch eine 1:2-Pleite gegen Juventus Turin, während sich Benfica Lissabon durch einen 6:1-Sieg bei Maccabi Haifa die Tabellenführung krallte. Da sowohl Torverhältnis als auch direkter Vergleich identisch waren, griff die Auswärtstorregel und die Portugiesen schlossen die Vorrunde auf dem ersten Platz ab – und trugen so ganz persönlich zum Achtelfinale zwischen Bayern und Paris bei.
Bayern-Boss Oliver Kahn sprach von einer 50:50-Chance. „Es hängt von vielen Faktoren ab, von der Tagesform, auch dem Quäntchen Glück. Es ist mit der schwerste Gegner, den man bekommen kann. Wir wissen genau, was auf uns zukommt. Ich denke, das werden zwei hochattraktive Spiele. Bis dahin passieren aber noch viele Dinge.“ Unter anderem ist noch eine Weltmeisterschaft zu spielen, ehe die K.o.-Duelle ausgetragen werden (Hinspiel: 14.02., Rückspiel: 08.03.23). Auch deshalb lässt Trainer Nagelsmann das Los(un)glück gegenüber seinen Spielern noch unkommentiert. „Wenn ich jetzt Spieler wäre und mein Trainer würde sagen: Männer, wir spielen gegen Paris und müssen ab jetzt bereit sein – dann würde ich mir auch denken: Hat der zu tief ins Glas geschaut oder was?“
Münchens französischer Abwehrspieler Lucas Hernandez (26) unkte trotzdem schon vorab: „Hoffentlich machen wir es besser als vorletzte Saison, als wir ganz knapp gescheitert sind.“ Bayern unterlag damals im Viertelfinale. Landsmann Kingsley Coman (26), ein gebürtiger Pariser, kommentiert die Auslosung wie folgt: „Das könnte ja schon fast das Finale sein.“
In selbiges und bis zum Titel strebt Paris Jahr für Jahr. An Investitionen mangelte es nie. Doch bisher scheiterte der Club jedes Mal daran, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Champions League zu gewinnen. Dicht dran war die Mannschaft des damaligen Trainers Thomas Tuchel im August 2020, als sie das Finale – ausgerechnet – gegen den FC Bayern 0:1 verlor.
Nun hat Christophe Galtier (56), der den OSC Lille im Vorjahr zur französischen Meisterschaft führte, das Sagen. Als Trainer des PSG-Ensembles hat er einen exquisiten Kader, muss aber auch die vielen Eitelkeiten der Stars managen. Denn mehr geht an Star-Potenzial praktisch nicht. Messi, Mbappé und Neymar sind die großen Fußball-Virtuosen, die PSG an die Spitze Europas schießen wollen. Bayern-Coach Nagelsmann trifft auf seinen ehemaligen Leipzig-Spieler Nordi Mukiele. Juan Bernat und Renato Sanches stehen als ehemalige Bayern-Akteure im Team. „Unsere Defensivleistung wird wichtig sein, weil sie eine geballte Offensivkraft haben mit den bekannten Namen“, meinte FCB-Kapitän und -Torhüter Manuel Neuer.
In Acht sollten sich auch die Stürmer des Rekordmeisters nehmen, schließlich treffen sie im Prinzenpark auf den Fußballrüpel schlechthin. Die Rede ist von Sergio Ramos, der auch mit 36 Jahren nach wie vor mit der nötigen „Intensität“ zu Werke geht.