München – Die ominöse Szene – typisch für den Ehrgeiz von Leandro Morgalla. Die Löwen lagen zu Beginn der zweiten Halbzeit hinten, und der junge Innenverteidiger wollte ein Zeichen setzen. Kopf-durch-die-Wand-Sprint an der rechten Außenlinie, Saarbrückens Dave Gnasse empfand die Idee, überrannt zu werden, als Provokation und räumte Morgalla ab. Im Adrenalinrausch nahm der 18-Jährige zunächst vor allem die aggressive Gestik Gnaases wahr. Schiedsrichter Robin Braun holte die Streithähne zu sich, Morgalla spielte weiter – und merkte erst Minuten später, dass etwas mit seinem Fuß nicht stimmte . . .
Gefühlt aus heiterem Himmel – Marco Hiller wollte gerade abschlagen – sank Morgalla zu Boden. Die Physios eilten herbei, tasteten seinen linken Fuß ab und machten das Zeichen zum Auswechseln. Den Rest des Spiels verfolgte Morgalla von der Bank und trug bereits Krücken, als er nach dem Schlusspfiff zurück auf den Platz humpelte. Abwehrpartner Jesper Verlaat erkundigte sich besorgt, ebenso Präsident Robert Reisinger. „Wir wissen nicht, was mit dem Fuß ist“, sagte Trainer Michael Köllner nach dem Spiel und dürfte schwer erleichtert gewesen sein, als Morgalla am Montag auf dem Vereinsgelände auftauchte – ohne Krücken! Die erfreuliche Diagnose: Das Sprunggelenk ist heilgeblieben, nur die Knochenpartie drumherum hat etwas abbekommen. „Er hat starke Schmerzen am Schien- und Wadenbein“, berichtete Köllner: „Wir werden die nächsten Tage sehen, wie es sich entwickelt. Könnte sein, dass es sich um eine Prellung handelt.“
Eine längere Zwangspause, wie zunächst befürchtet, scheint Morgalla also nicht bevorzustehen. Für das Spiel morgen in Freiburg dürfte es eng werden, vorstellbar ist aber, dass Morgalla zumindest im Jahresabschlussspiel gegen Essen mitwirken kann (Montag, 19 Uhr). Für die Löwen wäre es ein Segen, denn in puncto Aggressivität und Leidenschaft ist Morgalla eine unverzichtbare Größe.
Und wer ersetzt den Unersetzbaren morgen? Favorit ist Semi Belkahia, den Köllner auch am Sonntag einwechselte. Infrage käme auch Niklas Lang. Keine Option dagegen ist Michael Glück, 19, der in der Schlussphase von Elversberg sein Profidebüt gefeiert hatte. Der Österreicher gilt wie Morgalla als hochveranlagt, hat sich aber beim Einsatz für die U 21 das Nasenbein gebrochen. ULI KELLNER