München – Kevin Krawietz und Tim Pütz lachen. Nein, noch hätten sie sich nicht für einen neuen Teamnamen entschieden. „Aber wir haben ja noch anderthalb Monate Zeit, bis die neue Saison startet“, sagt Krawietz im Gespräch mit unserer Zeitung.
Mit seinem alten Doppelpartner Andreas Mies war er auf der ATP-Tour als Kramies bekannt. Ab 2023 wird er mit seinem Partner aus dem Davis Cup Tim Pütz zusammenspielen, was schon Anfang November bekannt wurde. Doch ein erstes großes Highlight steht für das noch namenlose Paar noch in dieser Saison an: Die Davis Cup Finals im spanischen Malaga.
Am Donnerstag (ab 16.00 Uhr, Servus TV) spielt das Team des Deutschen Tennisbundes DTB dort im Viertelfinale gegen Kanada. Neben Krawietz und Pütz gehören Jan-Lennard Struff (32), Oscar Otte (29) und Ersatzmann Yannick Hanfmann (31) zum Aufgebot von Teamchef Michael Kohlmann (48), Alexander Zverev (25) fehlt weiterhin nach seiner Verletzung.
Es ist die dritte Ausgabe, seit der Davis Cup nicht mehr im alten Format mit den charakteristischen Heim- und Auswärtsspielen ausgetragen wird. Deutschland hat es seitdem stets unter die besten Acht geschafft. Wie hoch die Bedeutung des Wettbewerbs noch ist, ließ sich an Zitaten aus dem deutschen Team heraushören. Von den „schönsten Wochen im Jahr“ sprach Struff und Kapitän Kohlmann ließ eine Kampfansage folgen: „Wir wollen das Ding irgendwann auch gewinnen.“
Tim Pütz gibt noch mehr Einblicke: „Natürlich trauert man dem alten Format etwas hinterher. Mal schauen, wie viele Zuschauer jetzt hier sind, wenn wir gegen Kanada spielen.“ Allerdings ergänzt der 35-Jährige gebürtige Frankfurter auch: „Das Format und die Wochen, die man miteinander verbringt, sind ja zwei verschiedene Sachen. Denn die coole Zeit, die wir miteinander haben, macht für uns den Davis Cup mehr aus als die Matches.“
Zeit verbringen wird er mit seinem neuen Partner in Zukunft noch mehr. Dabei dürften sie – beide zählen in der Doppelweltrangliste zu den besten 25 – selten Außenseiter sein. Für das deutsche Team sieht das gegen Kanada anders aus. Die Nordamerikaner treten mit Felix Auger-Alliasime (22) und Denis Shapovalov (23) an, dem Weltranglisten-Sechsten und -18. Große Aufgaben für Struff und Otte, die deutschen Einzelspieler. Sie liegen aktuell außerhalb der besten 60. „Erstmal liegt der Fokus auf den Jungs im Einzel, dass wir die pushen und sie einen Punkt holen“, sagt Krawietz daher. Nur wenn das gelingen sollte, könnte der Coburger mit seinem Partner in einem abschließenden Doppel um den Sieg spielen.
Dort wären die Chancen wieder anders verteilt – trotz der großen Namen auf der anderen Seite, denn meistens spielen Kanadas beste Einzelspieler auch das Doppel. „Das ist ein anderer Spielstil“, vergleicht Krawietz zu eingespielten Doppelpaarungen: „Die haben vielleicht nicht so viele Doppel-Moves drauf, dafür aber eine umso höhere Qualität in ihren Schlägen.“
Dem können die beiden allerdings eine makellose Bilanz in ihren Einsätzen für Deutschland entgegenstellen. Ihre acht gemeinsamen Doppel im Davis Cup gewannen sie allesamt. „Wir haben schon viele Drucksituationen gemeinsam überstanden“, erzählt der 30-Jährige und Pütz ergänzt: „Wenn man immer wieder eine Lösung gefunden hat, bleibt man beim nächsten Mal vielleicht auch ruhiger. Das hat uns in Hamburg geholfen und wir wollen das auch hier wieder ausnutzen.“
In der Vorrunde in Hamburg holten sie in allen drei Begegnungen gegen Australien, Belgien und Frankreich den entscheidenden Punkt. Auch einen Tiebreak haben sie bei sieben gespielten noch nie verloren. Solche Erfahrungen und das daraus gezogene Selbstvertrauen könnten in den nächsten Tagen wichtig werden – und auf jeden Fall entscheidender als ein neuer Teamname.