Schlickenrieder mahnt zur Geduld

von Redaktion

„Langlauf nicht mit Siebenmeilenstiefeln“ – Hoffen auf Hennig

München – Das große Glück hatte Katharina Hennig im Sommer fest vor Augen. Die Sensations-Goldmedaille von den Olympischen Spielen in Peking zuhause ausgestellt. Praktisch täglich hat sich Henning die Bilder in Erinnerung gerufen, wie sie mit Victoria Carl im olympischen Teamsprint die versammelte Weltspitze düpiert hatte.

Ihr gab das Rückenwind, verbunden mit dem Wissen: Man kann auch ganz vorne mitmischen im Kreis der Besten. Und das ist etwas, was zumindest ein bisschen normaler werden soll. Gerne schon in dieser Saison, die für die Skilangläufer am Freitag im tiefsten Winter von Ruka (Finnland) beginnt.

In einer Szene, die sich vor allem bei den Frauen neu sortiert. Die norwegische Dauer-Dominatorin Therese Johaug ist nicht mehr dabei, die russischen Spitzenkräfte um Tour-de-Ski-Siegerin Natalja Neprjajewa wegen des Angriffskrieges in der Ukraine gesperrt. Doch nicht zuletzt Bundestrainer Peter Schlickenrieder mahnt noch zur Geduld: „Langlauf geht nicht in Siebenmeilenstiefeln.“

Davon hatte sich der 52-Jährige auch selbst erst überzeugen müssen seit er 2018 mit großen Ambitionen die Chefrolle übernahm. Bis zu seinem finalen Karriereziel Olympia 2026 will er seine Abteilung wieder in der Spitze etabliert waren. Ein Weg, der für ihn noch weiter ist, als die aktuellen olympischen vielleicht vermuten lassen. Die Bedingungen in Peking mit der großen Kälte und der Höhenlage der Wettkampfstätten hätte seine Athleten begünstigt. „Aber man muss einfach feststellen, dass wir in Deutschland im Vergleich zu den heutigen Topnationen trainingsmethodisch die Entwicklung verschlafen haben“, sagte Schlickenrieder.

Auch daraus hat er seine Schlüsse gezogen und hat mit dem Schweden Per Nilsson internationales Know-how als neuen Frauen-Trainer an Bord geholt. Es wird wahrscheinlich auch für den Bundestrainer eine spannende Frage, was die Impulse des Schweden vielleicht schon jetzt bewirken können. Denn bei aller Zurückhaltung – seinen „golden Girls“ Katharina Hennig und Victoria Carl traut Schlickenrieder schon einen Schritt nach vorne zu.

Vor allem Hennig, auch wenn die deutsche Vorzeigeläuferin zum ungünstigsten Zeitpunkt im Herbst von einer Corona-Infektion ausgebremst wurde. Doch der Sieg in einem illuster besetzten Testwettbewerb in Muonio brachte noch einmal Hoffnung, dass die Sache glimpflich ausgegangen sein könnte. Zumindest in den Distanzwettbewerben, glaubt Schlickenrieder, könnte sich seine Topkraft konstant in die Top-6 schieben.

Und die langen Strecken werden in diesem Winter noch erweitert. Kurz vor Saisonende dürfen sich am Holmenkollen in Oslo auch die Frauen auch über die 50 km-Distanz versuchen. Henning hat davor vor allem Respekt – Schlickenrieder sieht es dagegen mit Vorfreude. „Eine neue Disziplin“, so sagte er, „ist vor allem eine neue Chance.“ PATRICK REICHELT

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