Doha – Wenigstens die ersten Tore. Auch wenn sie nicht reichten und Otto Addo, bekannt aus der Bundesliga und derzeit auf Trainermission bei der Nationalmannschaft von Ghana, mit einer Elfmeterentscheidung beim 2:3 gegen Portugal haderte. Doch am Ende des ersten Spieltags in der WM-Vorrunde standen die Teams aus Afrika nicht völlig blank da. Zuvor hatte Senegal gegen die Niederlande 0:2 verloren, Tunesien und Marokko torlose Unentschieden gegen Dänemark und Kroatien gehabt und war Kamerun der Schweiz 0:1 unterlegen. Dabei hatte Patrice Motsebe, Präsident der Afrikanischen Fußball-Föderation, getönt, diesmal werde es einen Weltmeister aus Afrika geben. Endlich.
Es ist ein romantischer Traum, seit Kamerun 1990 die Fußball-Welt rockte und beim Turnier in Italien kurz vor dem Halbfinale stand – und in einem Overtime-Drama an England scheiterte. Roger Millas Lambada-Tanz an der Eckfahne ist ein immer noch gegenwärtiges und ikonisches Bild der WM-Historie. Doch es folgte wenig nach. Das wurde einem vor Augen geführt, als dieser Tage FIFA-Präsident Gianni Infantino Roger Milla eine Urkunde überreichte, weil er immer noch der älteste Spieler ist, der bei einer WM ein Tor schoss. Damals, 1994, war Milla 42, heute ist er 70. Und seine Nachfolger in Kamerun propagieren mal wieder den Neuaufbau.
Nigeria, Senegal, Elfenbeinküste, Ghana, das 2010 ähnlich nahe am Halbfinale war wie Kamerun 1990 – sie hatten goldene Generationen. Und scheiterten letztlich am Establishment aus Europa und Südamerika. Warum? Für Otto Addo, den Ghana-Coach, der hauptberuflich als Talente-Entwickler bei Borussia Dortmund angestellt ist, wird Afrikas Fußball strukturell benachteiligt: „Wir waren nie auf Augenhöhe – und sind es auch jetzt nicht.“ Grund: eine ungerechte Verteilung der Startplätze bei der WM: „Wir haben fünf, Europa hat 13.“ Die Auslese in Afrika ist härter, diesmal etwa fehlt Ägypten mit seinem Star Mo Salah. Senegal leidet darunter, dass Sadio Mané ausfällt – wegen einer Verletzung im Bundesligabetrieb mit dem FC Bayern.
Natürlich veranstalten die afrikanischen Verbände selbst oft Chaos. Addo in Ghana und der Ex-Kölner Rigobert Song in Kamerun sind Trainer-Interimslösungen. Song verkörpert den unerschütterlichen Glauben an bessere Zeiten: „Es bleibt alles möglich, Kamerun ist eine große Fußballnation.“ gük