„Die Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben.“ Das hätte Mark Twain 1897 über die Hansi-Elf in Katar schreiben können, hat er aber nicht. Im Gegenteil: „Hurra, wir leben noch!“ (Simmel, 1978, auch nicht über Fußball). Jedenfalls kickt die deutsche Mannschaft noch ein bisschen mit. Das ist schön, denn das WM-TV kommt langsam in einen angenehm schwofigen Vorweihnachtsmodus. Hier ist die Romantik-Edition unserer Fernsehperlen.
In wen ist Sandro Wagner verknallt? In sich selbst. Die beiden sind ein schönes Paar, der Sandro und der Wagner. So eine Männerliebe zu sich selbst ist sogar in Katar legal. Als wir beim Spanienspiel fallen ließen, dass sich Sandro Wagner spätestens nach dem jüngsten 3:0 seiner SpVgg Unterhaching beim SV Heimstetten für Gottes Geschenk an die Menschheit hält, wies uns die Frau Heinrich zurecht: „Das ist er auch!“ Beim Munterhachinger schwankt man zwischen der Freude, einem pfiffigen Experten-Exemplar zuzuhören – und dem Gefühl, dass er nicht ganz so dick auftragen müsste. Jamal Musiala mitzugeben, dass man einen Pass „auch schon mit 12 Jahren“ anständig spielen kann, passt halt nicht ganz zu überschaubaren 44 Bundesliga-Buden, die der Vorsitzende des Sandro-Wagner-Fanclubs gemacht hat. Am Sonntag fing sich der Mentalitäts-Co-Kommentator auch noch einen derben Shitstorm ein, weil er die Gewänder der Kataris als „Bademäntel“ verspottet hat. Heija, da war was los in der bekloppten Internet-Empörungsmaschine: „Rassismus! Berufsverbot! In den See, mit Gewichten an den Füßen!“ Also, Sandro, das war nicht übertrieben schlau. Aber wir erklären’s gern nochmal: Bademantel = Udo Jürgens. Katar = Thawb. Und damit ist dann auch gut.
Auf wen ist Bastian Schweinsteiger scharf? Natürlich auf seine Ana! Aber wenn Schweini mit seiner Zweit-Ana Esther Sedlaczek, ähem, Ana-lysiert, brennt die Luft. Da wird’s so heiß, dass der Stadion-Scheich die Klimaanlage zwei Grad niedriger stellen muss. Viele Zuschauer wünschen sich einen Menschen im Leben, der sie so zärtlich anschaut wie die Esther den Basti. Und dann diese Dialoge! Sie: „Oh, für uns wird es auf jeden Fall Zeit, gute Nacht zu sagen.“ Darauf er: „Ich bin so weit.“ Darauf Jessica Wellmer: „Ihr dürft Euch hinlegen.“ Huiuiui! Jedenfalls wirkt Schweini viel aufgeweckter, seit ihm nicht mehr Jux-Jessy die Stichworte liefert. Teilweise ist er sogar amüsant: „Wir haben mit Niclas Füllkrug jemanden, der hat schon mal die gleiche Frisur wie Harry Kane.“ Und die beiden sind ein noch schöneres Paar als Sandro und Wagner.
Wen knutscht Jessica Wellmer? Vermutlich Herrn Wellmer. Aber die sphinxische ARD-Dame bleibt rätselhaft, wenn sie sich zum Beispiel bei Almi in Sachen Holland-Torwart erkundigt: „Hätte er da eben noch dransein, hingehen, besser hingehen können?“ Oder wenn sie wissen will: „Die Unsicherheit ist der Unsicherheitsfaktor?“ Oder wenn sie Hitzi wie eine entrückte Eso-Schnepfe auffordert, seinen Namen zu tanzen: „Thomas, beginnste vielleicht mal mit deinem Kurzreferat zur deutschen Aufstellung?“ Wir haben in einer süddeutschen Zeitung gelesen, dass das alles Absicht ist, weil die Jessy die WM mit spöttischer Distanz betrachten und quasi dekonstruieren will. Das kann man so sehen. Man kann es aber auch extrem anstrengend finden, wenn sie ihre Experten in „emotionale Schwingungen geraten“ lässt, näh?