München – Benedikt Doll wird am Dienstag etwas Goldenes tragen. Keine Medaille – die werden erst bei der WM in Oberhof im Februar vergeben. Sondern ein neues Laufgewicht an seinem Gewehr, das zum Auftakt der Biathlon-Saison im finnischen Kontiolahti erstmals im Weltcup zum Einsatz kommt.
„Unfassbar schick“, hatte der Schwarzwälder gemeint: „Ich habe es eineinhalb Stunden bei unserem Waffenbauer poliert.“ Sinn sei eine Gewichtsverlagerung der Waffe nach vorne, was das Zittern des Gewehrs beim Stehendschießen dämpfen solle. Aufmerksamkeit dürfte dem goldenen Detail im Einzelrennen (13.00 Uhr/Eurosport) gewiss sein. Auch wenn sicher alle Deutschen hoffen, für Aufmerksamkeit am Schießstand zu sorgen. Oft wurde erzählt, wie sehr sie im Sommer dort gearbeitet haben. Neben Doll hat auch Philipp Nawrath (29) „kleinere Veränderungen an der Waffe vorgenommen“, und die seit Sommer verheiratete Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick tritt mit einem neuen Schaft an. Zudem betonten etwa Vanessa Voigt (25) und Johannes Kühn (31) die „vielen Details und neuen Schwerpunkte“, auf die geachtet werden würde.
Mitverantwortlich dafür sind dem Vernehmen nach die neuen Kräfte im Trainerteam. Bei den Damen ist der Norweger Sverre Olsbu Roiseland (31) – Ehemann des norwegischen Stars Marte Olsbu Roiseland – neuer Disziplintrainer und somit Co-Trainer von Cheftrainer Kristian Mehringer. Bei den Männern übt der Slowene Uros Velepec (54) diese Rolle an der Seite von Mark Kirchner aus.
Herrmann-Wick gefällt das: „Ich war auch früher zufrieden. Aber neuer Input und ein Blick über den Tellerrand ist nie verkehrt.“ Damit steht die beste deutsche Skijägerin des vergangenen Winters stellvertretend für die Meinungen, die einzuholen waren.
Dass sich der DSV für das Trainerteam aus dem Ausland versärkte, mag maßgeblich an einer anderen neuen Personalie des Sommers liegen: Felix Bitterling, der seit April sportlicher Leiter Biathlon ist. Er sieht auch die sprachliche Veränderung im Team positiv: „Probleme werden jetzt anders besprochen als auf Deutsch und es ist auch nicht mehr so leicht, sich in Kleinigkeiten zu verzieren.“ Vor allem sei ihm aber wichtig, mehr auf den Prüfstand zu stellen. „Am einfachsten das, wenn man sich jemanden ins Team holt, der Sachen hinterfragt und sagt: da haben wir das anders gemacht“, führt der 45-jährige Berchtesgadener aus und ergänzt: „Es ist nicht mehr so ein Kochen im eigenen Sud.“
Neue Rezepte auf dem Weg zu einen Ort, den die Deutschen bestens kennen: Oberhof. Noch möchten sie allerdings nicht zu sehr daran denken. „Natürlich ist Oberhof das große Ziel, aber davor geht es um Formaufbau und Selbstvertrauen“, meint Herrmann-Wick. Auch Doll – seit dem Rücktritt von Erik Lesser der einzige der deutschen Männer, der bei Großereignissen schon Medaillen in Einzelkonkurrenzen errungen hat, legt den Fokus zunächst auf den Weltcup. „Es bringt noch nichts, auf die WM zu schauen.“
Dass bis zur WM noch Zeit ist, dürfte die Schlierseerin Vanessa Hinz freuen. Sie startet nach Verletzungen zunächst im IBU-Cup. Neu in diesem Winter sind Regeln im Punktesystem des Weltcups: Es gibt keine Streichresultate, zudem bringen Topplatzierungen mehr Punkte (90 für einen Sieg statt 60). Die Frauen starten am Mittwoch, ebenfalls mit einem Einzel (13.00 Uhr, Eurosport).