München – Obwohl sie am Sonntag das Bundesliga-Spiel gegen Essen von der Tribüne verfolgen muss, ist Georgia Stanway kein bisschen nervös. Sie habe großes Vertrauen in ihre Mitspielerinnen, erzählt die englische Europameisterin. Sekunden später passt Lea Schüller auf Lina Magull, die Kapitänin erzielt das 1:0. „Ein großartiges Tor“, freut sich Stanway und klatscht.
Dass die 23-jährige Mittelfeldspielerin selbst nicht auf dem Platz stehen kann, hängt mit ihrer Spielweise zusammen. Nie zieht sie auch nur einen Zentimeter zurück, in jeden Zweikampf geht sie mit vollem Einsatz. In ihren ersten sieben Bundesliga-Spielen sah Stanway fünfmal die Gelbe Karte und ist deshalb gegen Essen gesperrt. „Das ist keine Statistik, über die ich sehr glücklich bin“, sagt Stanway. Die englischen Schiedsrichterinnen würden mehr laufen lassen, sie müsse sich noch daran gewöhnen, wie in der Bundesliga gepfiffen wird.
Von der Intensität und Qualität des deutschen Frauenfußballs ist Stanway, die im Sommer von Manchester City nach München wechselte, aber sehr angetan. „Die Bundesliga fliegt ein bisschen unter dem Radar. In England wird nicht so viel darüber gesprochen, nicht so viele Spielerinnen kommen hierher. Aber jetzt habe ich den Schritt gemacht und kann nur Positives berichten. Für mich ist es eine gute Möglichkeit, mein Spiel zu verbessern“, erzählt die Nationalspielerin, die im Sommer mit England das EM-Finale gegen das DFB-Team gewann.
Als Spielerin wachsen, als Team wachsen und Titel gewinnen, das sind die Ziele, die Stanway sich für ihre Zeit in Deutschland gesetzt hat. Sportlich ist die „Kämpferbiene“, wie sie kürzlich von Mitspielerin Sarah Zadrazil genannt wurde, bereits kaum noch aus der Mannschaft wegzudenken. Das Champions-League-Spiel bei Benfica Lissabon drehte sie mit zwei Toren fast im Alleingang und verschaffte den Bayern-Frauen so eine gute Ausgangslage für die Gruppenspiele gegen den FC Barcelona.
Nach der 0:3-Niederlage in Barcelona fiebert Stanway nun dem Rückspiel in der Allianz Arena am 7. Dezember entgegen. „Das Spiel wird eine großartige Erfahrung. Immer wenn man gegen ein solches Topteam spielt, ist das eine Gelegenheit, zu lernen. Wir haben unsere Fehler aus dem Hinspiel analysiert und akzeptiert. Wir wissen, zu was wir in der Lage sind und werden sehen, ob wir diesmal etwas mitnehmen können“, sagt Stanway.
Auch privat fühlt sich die Britin in München wohl, sie ist häufig mit ihren Mitspielerinnen in der Stadt und dem Umland unterwegs. Probleme bereitet ihr allerdings die deutsche Sprache. „Es wird wahrscheinlich Jahre dauern, Deutsch zu lernen. Die Mädels trauen mir das nicht zu. Aber eines Tages will ich sie überraschen und eine Frage mit einem kompletten Satz beantworten“, sagt Georgia Stanway und lacht.