Alles oder nichts im dritten WM-Gruppenspiel – das ist für die deutsche Nationalmannschaft ein gut bekanntes Szenario. Bereits zum zwölften Mal, seit das Turnier mit einer herkömmlichen Vierer-Runde eröffnet wird (1958), geht es ums Ganze – nur 2018 hat es nicht geklappt.
1974 – 0:1 gegen die DDR
Gastgeber BRD und die DDR sind bereits für die Zwischenrunde qualifiziert. Doch es geht „um mehr als um Fußball“ (Bundeskanzler Helmut Schmidt), das Duell wird zum Klassenkampf stilisiert. Jürgen Sparwasser entscheidet es, danach fliegen im DFB-Quartier in Malente die Fetzen. „An Schlaf dachte niemand, und ich putzte jeden runter, der mir vor die Augen kam“, berichtet der „wilde Kaiser“ Franz Beckenbauer über das reinigende Gewitter, das die Grundlage für den späteren Titelgewinn ist.
1982 – 1:0 gegen Österreich
Eine skandalträchtige Vorbereitung am „Schlucksee“, das blamable 1:2 gegen Algerien zum Start: In Spanien ist die DFB-Auswahl ein „Sau(f)haufen“. Da passt die „Schande von Gijon“ ins Bild, bei der sich nach einem frühen Tor von Horst Hrubesch keiner mehr wehtut – das 1:0 reicht beiden.
2002 – 2:0 gegen Kamerun
„Ich würde mich spielen lassen“, sagt Reservist Oliver Bierhoff, seit 1996 Spezialist für Endspiele aller Art. Doch Teamchef Rudi Völler zeigt ihm die kalte Schulter. Carsten Ramelow fliegt vom Platz, die DFB-Elf wankt – bis Marco Bode und Miroslav Klose sie erlösen.
2010 – 1:0 gegen Ghana
Ein Sieg muss her, doch Torjäger Klose fehlt gesperrt. Joachim Löw bringt im ersten Bruderduell der WM-Geschichte (Jerome gegen Kevin-Prince Boateng) Cacau, doch es ist der 21-jährige Mesut Özil, der mit einem herrlichen Linksschuss in den Winkel die Entscheidung bringt.
2014 – 1:0 gegen die USA
Beim Wiedersehen mit Jürgen Klinsmann, der die USA trainiert, reicht Löw wie seinem Ex-Chef ein Unentschieden. Ein zweites Gijon? Nein, das Siegtor von Thomas Müller „wäscht Deutschlands Namen nach 32 Jahren rein“ (die spanische AS).
2018 – 0:2 gegen Südkorea
Özil-Theater, Auftaktpleite – die WM in Russland steht für den Titelverteidiger von Beginn an unter einem schlechten Stern. Young-gwon Kim und Heung-min Son sorgen für die Schmach von Kasan, das erste DFB-Aus in der Gruppenphase. Gary Lineker dichtet sein berühmtes Bonmot um: „22 Männer jagen einen Ball für 90 Minuten, und am Ende gewinnen nicht immer die Deutschen.“