Lusail – Ein wenig widerwillig überließ Ronaldo die große WM-Bühne dieses Mal seinem Teamkollegen. Bruno Fernandes gab Interviews, wurde bejubelt und gefeiert, Ronaldo verließ wortlos und ohne großen Trubel das Stadion. Dabei war sich der Superstar zumindest selbst ganz sicher, dass er den Ball vor dem 1:0 noch berührt hatte. Das Tor gehört mir, zeigte Portugals Kapitän nach dem 2:0 gegen Uruguay und dem damit perfekten Achtelfinal-Einzug immer wieder an. Offiziell wurde Bruno Fernandes als Torschütze geführt, der die Diskussion mit Humor nahm: „Wir wissen, dass Ronaldo ein Stürmer ist und auf Tore aus ist“, sagte er. Zunächst schrieb der Weltverband FIFA das 1:0 nach einer Flanke von Fernandes, die an Ronaldo vorbei ins Tor segelte, Ronaldo zu, dann gab sie Fernandes als Torschützen an. Auch das 2:0 per Handelfmeter erzielte der 28-Jährige, Portugals gesetzter Elfmeterschütze Ronaldo war da schon ausgewechselt „Der Prinz“, titelte die portugiesische Zeitung „A Bola“ über Fernandes. Der Profi von Manchester United entwickelt sich mehr und mehr zum prägenden Spieler Portugals bei dieser WM. Schon im ersten Spiel beim 3:2 gegen Ghana überragte er mit zwei Assists, nun entschied er die Partie mit seinen zwei Toren.
Eine Rolle, die in Katar eigentlich Ronaldo für sich beanspruchen wollte. Bei seinem zehnten großen Turnier in Serie und seiner fünften WM will der 37-Jährige seinen letzten noch fehlenden internationalen Titel erobern – und sich möglichst oft in die Geschichtsbücher eintragen. Mit seinem Elfmeter-Tor zum Auftakt gegen Ghana gelang ihm dies, damit ist Ronaldo der erste Spieler, der bei fünf verschiedenen Weltmeisterschaften getroffen hat. Portugals WM-Torrekord von Eusebio mit neun Treffern verpasste er nun allerdings vorerst ganz knapp. „Ronaldo ist nur Millimeter von Eusebio entfernt“, kommentierte „A Bola“.
Auch die Hoffnung Ronaldos, das Tor könne ihm nachträglich zugesprochen werden, dürfte sich zerschlagen. Adidas-Sprecher Oliver Brüggen erklärte am Dienstag, mit der Technik im offiziellen Spielball sei „definitiv kein Ballkontakt“ von Ronaldo festgestellt worden, als dieser die Hereingabe von Fernandes verpasste. Der Weltverband FIFA äußerte sich zunächst nicht dazu.