Ar-Rayyan – Trommelschläge und immer wieder ein „Iran“ von den Rängen – das war der Sound von Doha am Dienstagabend. Die Unterstützung von der ersten bis zur letzten Sekunde half aber nicht. Die Mannschaft aus Iran muss die WM verlassen und nach Hause reisen – in eine ungewisse nahe Zukunft für jeden einzelnen Spieler. Die 0:1 (0:1)-Niederlage gegen ausgerechnet die USA beendete das Turnier für Katars Nachbarn.
Die Amerikaner hingegen stehen im Achtelfinale. „Wir brauchen nur zu gewinnen, dann sind wir weiter“, hatte Weston McKennie die Ausgangslage als für das US-Team beschrieben. Das sprach für das Selbstbewusstsein, das allein die Ergebnisse nicht gerechtfertigt hätten. Doch bei beiden Unentschieden, gegen Wales und das große England, waren die Amerikaner die dominierende Kraft auf dem Platz gewesen. Und mit diesem Anspruch gingen sie auch in das entscheidende Gruppenmatch gegen Iran.
USA – Iran, politisch aufgeladener kann ein Spiel bei dieser WM nicht sein. Der Konflikt der Länder reicht hinein in den Fußball, bei der Pressekonferenz am Tag zuvor waren jeweils scharfe Fragen an die „Gegenseite“ gestellt worden. Und auch wenn nicht die Amerikaner der Kontrahent gewesen wären im Stadion Al Thumama, so liefert Iran eigene dramatische Geschichten. Katar ist in diesen Tagen zur Außenbühne des Kampfs um die Rechte der Frauen, um mehr Modernität und die Lockerung religiöser Fesselungen geworden – und auch des Kampfs gegen Liberalisierung; das Regime in Teheran hat versucht, auf das Bild, das Irans Fans der Welt bieten, Einfluss zu nehmen und die Fanszene zu infiltrieren versucht. Am Nachmittag gab es Festsetzungen von Fußballbesuchern aus Iran, weil sie regierungskritische T-Shirts trugen.
Auf dem Feld wurde es einfacher. Die USA nahmen das Spiel in die Hand. Die Annäherung ans iranische Tor wurde immer durchdachter, und in der 38. Minute fiel das überfällige 1:0. Ein Tor mit Bundesliga-Touch: Diagonalpass von McKennie (Ex-Schalker), Kopfballvorlage von Sergino Dest (fast beim FC Bayern gelandet), Christian Pulisic, der Ex-Dortmunder, rauschte herbei und mit dem Ball über die Linie (wobei er sich aber verletzte).
Es gab zum Ausklang der ersten Halbzeit noch einen Treffer, Tim Weah stand bei seinem Kunstschuss ins Netz aber ein paar Zentimeter im Abseits.Im zweiten Durchgang Iran mit Chancen für Rezaeian (52.), Ghoddos (65.), Kopfball aus der Nahdistanz, Schuss drüber, kurz vor Schluss hoppelte der Ball der US-Torlinie entgegen. Die amerikanische Abwehr wackelte, die Iraner reklamierten dies und das. Vergebens.