Al-Rajjan – Der Bundestrainer klang etwas verschnupft, als er das Kongresszentrum QNCC in Doha erreichte. Das hatte jedoch nichts mit den Fragen der Medienvertreter auf der Abschluss-Pressekonferenz vor dem letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica heute (20 Uhr, ARD und Magenta TV) zu tun. Vielmehr machen Hansi Flick (57) die Klimaanlagen in Hotel und Bussen zu schaffen. „Aber dafür ist ja jeder selbst verantwortlich“, sagte er mit einem Schmunzeln.
Der Achtelfinal-Einzug liegt hingegen nicht mehr allein in den Händen der deutschen Nationalmannschaft. Sie ist bekanntlich auf spanische Schützenhilfe gegen Japan angewiesen. Spanien-Legionär Antonio Rüdiger (29) hauchte seinen Teamkollegen Dani Carvajal (30) und Marco Asensio (26) von Real Madrid schon unmittelbar nach dem 1:1 ein „Jetzt müsst ihr auch für Deutschland gewinnen“ zu. Zur Erinnerung: Siegen sowohl Spanien als auch Deutschland im letzten Gruppenspiel, ist das DFB-Team als Tabellen-Zweiter weiter.
Auf andere Rechenspiele wollte Flick sich gestern gar nicht einlassen. Dabei wäre es auf dem Papier ein Kinderspiel. Ein 8:0-Torfest gegen Costa Rica – und Deutschland steht sicher im WM-Achtelfinale. „Ich glaube, es wäre sehr vermessen und respektlos Costa Rica gegenüber, wenn wir davon ausgehen, acht Tore zu schießen. Wir sind froh, wenn wir gewinnen, das ist unser Ziel“, sagte Flick. Sein Matchplan sieht ein frühes Tor vor, er ergänzte: „Aber das wird schwer. Nach dem 0:7 gegen Spanien war die Defensivleistung gegen Japan gut, das hat unseren Respekt. Wir müssen schauen, dass wir gute Lösungen dagegen haben.“ Der DFB-Stab geht – wenig überraschend – von äußerst defensiv eingestellten Costa-Ricanern aus, wie bereits beim 1:0-Erfolg gegen Japan.
Flick muss in seinem 19. Länderspiel als Chef liefern, dessen ist er sich bewusst. Auch für ihn persönlich steht viel auf dem Spiel. Das dokumentierte die schon 30 Stunden vor dem Anpfiff gestellte Reporterfrage, ob Flick „zu 100 Prozent bestätigen“ könne, dass das Spiel gegen Costa Rica nicht sein letztes als Bundestrainer sein werde? Ein wissendes Lächeln huschte im Pressekonferenzraum über Flicks gebräuntes Gesicht. Dann sagte er mit ruhiger Stimme: „Versprechen? Ich kann es bestätigen von meiner Seite aus. Ich weiß nie, was ansonsten da noch kommt. Aber ich habe einen Vertrag bis 2024 und freue mich natürlich auch auf die Heim-EM.“
Er bereitet sich auf das besondere Spiel vor wie auf alle anderen. Personell hat Flick dabei vor allem in der Offensive die Qual der Wahl. Leroy Sané (26) wird nach seiner starken Leistung als Einwechselspieler in die Startelf rücken, sofern sein Knie der Belastung standhält. „Leroy hat seinen Einsatz gegen Spanien gut verkraftet und kann nun auch von Beginn an auflaufen“, berichtete Flick. Und wie sieht’s mit einem Startplatz für Stürmer Niclas Füllkrug (29) aus? „Netter Versuch“, bügelte er eine Nachfrage ab. Was ihm jedoch am Herzen lag: Die öffentliche Beurteilung der Leistung von Kai Havertz (23) nach dem Japan-Spiel: Er habe nicht wegen schlechter Leistung nicht gespielt, „sondern hatte eine Erkältung.“ In diesem Moment klang der DFB-Coach doppelt verschnupft. Bleibt zu hoffen, dass sich das nach dem Spiel anders anhört.