USA

Das Team, das Druck genießt

von Redaktion

Tyler Adams entspricht dem Idealbild der amerikanischen Mentalität: immer das Positive suchen. Und es finden. Am Dienstagabend stand er mit seiner US-Mannschaft im tosenden Khalifa-Stadion, das in der Hand der iranischen Fan-Gemeinschaft war, doch das gefühlte Auswärtsspiel bereitete ihm kein Unbehagen. Denn: „Ich habe entdeckt, wo meine Familie sitzt.“ Für sie und fürs Vaterland hat der ehemalige Leipziger sich dann in dieses Match geworfen, das die Amerikaner 1:0 gewannen, womit sie ins Achtelfinale gegen die Niederlande einzogen. Nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte, denn mittlerweile sind sie WM-Stammgast. In vier Jahren sind sie Hauptgastgeber des Turniers (Co-Veranstalter Kanada und Mexiko), da würde Werbung durch Leistung in Katar nicht schaden. Das Viertelfinale hatten die Amerikaner erst einmal erreicht, sie schieden 2002 in Südkorea gegen Deutschland aus. Dem Kader gehörte damals der jetzige Nationaltrainer Gregg Berhalter an, ein solider Verteidiger bei Energie Cottbus und später (2006 bis 09) beim TSV 1860 München in der 2. Liga. Ins Trainergeschäft fand er über eine Assistentenanstellung in Schweden. Lebenswege können verschlungen sein. Nun ist er ein internationaler Coach, der eine recht talentierte Gruppe anleitet.

Ob der herausragende Spieler gegen die Holländer wird antreten können, ist allerdings offen: Christian Pulisic prellte sich bei seinem Siegtreffer das Becken. Noch während des Spiels gegen Iran war er ins Krankenhaus gebracht worden. „Er ist ein Riesenspieler für uns“, sagt Adams über das Chelsea-Juwel, das schon in Dortmund Leistungsträger war. „Sein Timing beim Tor war großartig.“ Und es war ein Opfer, „wie er da seinen Körper reinwirft“, sagt Mitstürmer Tim Weah bewundernd. Doch auch wenn der 24-Jährige es nicht schaffen sollte bis Samstag, ändert dies nichts an der Grundhaltung. Abwehrhaudegen Tim Ream, 35 und gerade begeistert davon, dass er sich dank junger Mitspieler selbst verjüngt fühlt: „Auch gegen Iran habe ich keine Panik in den Augen gesehen. Alle haben den Druck und die Feindseligkeit genossen.“

GÜNTER KLEIN

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