Freiburg, Augsburg, Hoffenheim: Nun gut, dachte man sich da im Oktober, als Eric Maxim Choupo-Moting im Trikot des FC Bayern drei Mal hintereinander auf der Torschützenliste auftauchte. Die Geschichte des wiederentdeckten Neuners, der den Branchenprimus aus der Krise schießt, war herrlich, Zweifel aber begleiteten sie. In der Bundesliga kann der 33-Jährige vielleicht den Unterschied machen – aber was ist in der Champions League? Die Antwort gab Choupo-Moting auf dem Platz. Er traf gegen Barcelona, er traf gegen Inter. Und so weiß man inzwischen auch in Kamerun, das heute Abend für den Einzug ins Achtelfinale im Spiel gegen Brasilien ein kleines Wunder braucht, dass der Kapitän keine Angst vor großen Gegnern hat. Im Gegenteil.
„Er ist ein Leader, dem man einfach vertraut. Er braucht nur eine Chance für ein Tor“, sagte Hannovers Gael Ondoua über Choupo-Moting, der mit seinem Ausgleich beim spektakulären 3:3 gegen Serbien zumindest die Hoffnung auf die K.o.-Runde aufrechterhalten konnte. Gegen den Rekordweltmeister muss Kamerun wieder ein Treffer gelingen, sonst ist Schluss. Zudem sind Choupo-Moting und Co. im Parallelspiel der Gruppe G auf Schützenhilfe aus Serbien angewiesen, das gegen die Schweiz nicht verlieren darf.
Es ist ziemlich viel Rechenarbeit dabei an diesem letzten Vorrunden-Spieltag. Aber in Kamerun glaubt man an die Sensation – und Choupo-Moting. „Das ist die Mentalität, die du zeigen musst“, sagte Teamkollege Vincent Aboubakar über seinen Kapitän, der von Nationaltrainer Rigobert Song als absolute Führungsfigur ins Turnier geschickt wurde. Dass er mit diesem Druck umgehen kann, steht außer Frage.
Zur Erinnerung: Auch in den Spielen nach Freiburg, Hoffenheim und Augsburg traf Choupo-Moting nach Belieben. Die Geschichte von zehn Treffern in neun Spielen wurde gewissermaßen zum „Running Gag“. In der Führungsetage des FC Bayern haben sie die Choupo-Festspielwochen mit Freude verfolgt, richtig überrascht aber hat der Lauf niemanden. Die Verantwortlichen sagen sogar, so ist zu hören, dass Choupo-Moting aktuell keineswegs über seinem Niveau spielt, sondern genauso, wie man ihn immer eingeschätzt hat. Über eine Vertragsverlängerung soll zeitnah nach der WM geredet werden, man will ihn freilich gerne halten. Weil er in allen Spielen den Unterschied machen kann – das sind auch für Kamerun heute Abend ganz gute Nachrichten. HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER