München – Zumindest der Schatz aus seinem zurückliegenden Erfolgswinter ist gut durch den Sommer gekommen. Keine Selbstverständlichkeit in einem Haus mit zwei kleinen Mädels, die so eine große Kristallkugel spannend finden könnten. Aber, sagt Snowboardcross-Gesamtweltcupsieger Martin Nörl, 29, und lacht: „Ich hab die Kugeln noch in der Kiste – die sind gut eingepackt.“
Sicher ist sicher. Außerdem weiß Nörl auch ohne täglichen Blick auf den Stolz seiner Karriere, dass er in der neuen Saison, die an diesem Freitag startet, einer der Hauptgejagten sein wird. Die wohl spannendere Frage ist: Wie gut ist eigentlich er selbst durch den Sommer gekommen? Durch eine Vorbereitung, in der für die Athleten von Snowboard Germany erstmals das Nachhaltigkeitskonzept des Verbands spürbar wurde, und zwar dergestalt: kein Training in Übersee, Verzicht auf viele „hochwertige Schneetage“, die die internationale Konkurrenz weiterhin gerne mitnahm.
Nörl, der ein guter Gleiter, aber ein schlechter Starter ist, gibt offen zu: „Für mich ist es auf jeden Fall schwierig. Wir haben einfach wenige Cross-Strecken in Europa.“ Statt in die Bergwelt von Chile ging’s im Sommer in den Kunstschnee einer niederländischen Skihalle. Nicht ideal, sagt der Niederbayer, aber den Kerngedanken – mit Blick auf die CO2-Bilanz auf Flüge zu verzichten – den teilt er natürlich. Wenngleich er anmerkt: „Auf Dauer werden wir uns was überlegen müssen, wie wir auch weltcuptaugliche Strecken in der gesamten Länge fahren können.“ Dass Nörl zuletzt den Europacup im Pitztal gewann, ist ein Mutmacher. Restzweifel, den eigenen Leistungsstand betreffend, werden beim Auftakt in Lex Deux Alpes aber mitfahren.
Und trotzdem: Die Vorfreude auf den Winter ist da – auch wegen der WM in Georgien (19. Februar bis 5. März), bei der Deutschlands „Rider des Jahres“ als Mitfavorit starten wird. Nörls Ziel: „Nach meiner letzten Saison will ich klar vorne dabei sein.“ Fänden sicher auch seine Mädels gut, schließlich ist Edelmetall nicht ganz so zerbrechlich wie Kristall. ULI KELLNER