„Man kann nicht glauben, was Messi tut“

von Redaktion

WM-Held Oscar Ruggeri über seine Nachfolger und den großen Traum der Albiceleste

München – Zuletzt gelang Argentinien 1986 mit Diego Maradona der WM-Titel. Einer, der mitverantwortlich war: Oscar Ruggeri (60). Im Interview mit unserer Zeitung spricht der ehemalige Verteidiger, der „El Cabezón“ (Deutsch: der Großköpfige) genannt wurde, über Maradona, Lionel Messi sowie die Parallelen von 1986 und heute.

Herr Ruggeri, nach dem 1:2 zum Auftakt musste Argentinien um den Achtelfinal-Einzug zittern. Warum?

Ich kann nur eines sagen: Wir sind mit großer Freude nach Katar gekommen und sind sicher, dass unsere Mannschaft so gut abschneiden wird, wie sie das schon viele Male zuvor bei Turnieren getan hat. Wir denken, dass wir uns mit der Qualität unserer Spieler verbessern und eine sehr gute Weltmeisterschaft spielen werden.

Als Abwehr-Experte: Wie sehen Sie die Defensivleistung Argentiniens bisher?

Sehr gut, da Otamendi in Bestform ist. Ich finde ihn super. Wir müssen eine Startelf finden, die gut zusammenpasst. Wir brauchen vor allem ein starkes Mittelfeld, das die Abwehr ein wenig entlasten kann. Gegen Polen hat das schon gut funktioniert.

Lionel Messi hat Argentinien mit seinem Tor zum 1:0 gegen Mexiko wieder auf die richtige Spur gebracht.

Messi ist anders. Er ist immer in unseren schlimmsten Momenten zur Stelle. So agiert ein Kapitän. Deshalb ist es für uns so wichtig, dass es ihm gut geht. Wir hoffen natürlich, dass sich auch das gesamte Team noch weiter verbessert.

Sie wurden 1986 an der Seite von Diego Maradona Weltmeister. Sehen Sie Parallelen zur heutigen Mannschaft?

Es gibt Ähnlichkeiten. Wir hatten damals einen Spieler, der anders war – und das war Maradona. Im Laufe der Spiele hat sich die Mannschaft gefunden. Bis wir schließlich dieses Team hatten, das glänzte. Die Jungs von heute haben das auch. Sie haben den Besten von allen: Messi. Das ist ein Vorteil! Aber die Mannschaft muss zusammenfinden. So wie beim Gewinn der Copa America 2021.

Wie war Maradona als Teamkollege?

Es gab nie ein Problem, es gab keinerlei Differenzen. Mit dem Ball war er ein Monster, so wie dieser Kerl jetzt. Maradona und Messi – das sind Spieler, bei denen man nicht glauben kann, was sie tun. Was Maradona damals war, ist Messi jetzt.

Es ist vermutlich Messis letzte Weltmeisterschaft. Er hat alles gewonnen – bis auf den WM-Titel. Wäre er ohne ihn der Unvollendete und für immer im Schatten Maradonas?

Messi muss kein Weltmeister sein, um auf einer Ebene mit Diego zu stehen. Er hat eine tolle Familie, eine traumhafte Karriere. Messi hat, glaube ich, in 20 Jahren eine unglaubliche Leistung vollbracht. Er wird immer besser. Ich sehe ihn jetzt als sehr reif und besser an. Ich hoffe, er schenkt uns diese Freude, diesen WM-Pokal, in diesem Monat.

Welche Mannschaften sind die größten Titel-Konkurrenten für Argentinien?

Es gibt nicht so viele Teams, die sehr gut spielen. Aber Frankreich stach bis zur Niederlage gegen Tunesien heraus, ich mag auch Spanien. Die Deutschen sind wieder im Aufwind. Brasilien hat eine gute Mannschaft, und sie spielen gut.

Interview: Philipp Kessler

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