Pavard-Wirbel – hier und da

von Redaktion

Bei Frankreich aussortiert: „Nicht im richtigen Zustand“

München – Die Grüße aus München kamen unter der Woche vom Chef höchstpersönlich. „Bei uns kann keiner seinen Abgang mit Aussagen einleiten, schon gar nicht in der Öffentlichkeit“, sagte Vorstandsboss Oliver Kahn bei „Sky“, als er auf Benjamin Pavard angesprochen wurde. Ein weiterer Dämpfer für den beim FC Bayern so unzufriedenen Verteidiger, der zwar mit Frankreich im WM-Achtelfinale steht – aber auch in Doha und im Trikot der „Équipe Tricolore“ alles andere als glücklich ist.

Dabei war der Plan des 26-Jährigen für die Zeit in Katar recht durchdacht. In diversen Interviews hatte Pavard seine Wechselgelüste vor dem Turnierstart platziert, die WM hätte für den bis 2024 an die Bayern gebundenen Weltmeister die große Bühne werden sollen. Statt auf dem Platz allerdings ist sein Stammplatz seit dem durchwachsenen Auftritt beim Auftaktsieg gegen Australien die Bank. Selbst beim unbedeutenden Gruppen-Abschluss gegen Tunesien (0:1) durfte Pavard sich nicht beweisen. Stattdessen wurde Nationaltrainer Didier Deschamps im Anschluss mit folgenden Worten zitiert: „Ich gehe nicht ins Detail, aber er war nicht im richtigen Zustand zu spielen. Mental wie körperlich hat ihm das erste Spiel nicht gutgetan.“

Eine Aussage, die Fragen aufwirft – zumal Pavard ohnehin seit Wochen Rätsel aufgibt. Alkohol am Steuer, dazu der öffentliche Flirt mit dem AC Mailand: Der eigentlich so introvertiert wirkende Profi gab ein vollkommen neues Bild ab. Wie die „L’Équipe“ schreibt, sollen nun die Teamkollegen Pavards Auftritt gegen Australien kritisch gesehen haben. Unter anderem Ousmane Dembélé habe über das niedrige Niveau von Pavards Spiel geschimpft und damit einen regelrechten Wirbel im französischen Team losgetreten.

Deschamps war gefragt, hat viele Gespräche mit Pavard geführt, nimmt ihn aber bewusst aus der Schussbahn. Schließlich ist bekannt, dass der Bayer während der Hochphase der Corona-Pandemie an Depressionen gelitten hat. Er war einsam und frustriert. Dabei schien damals zumindest seine fußballerische Welt noch heiler als aktuell.

HANNA RAIF, PHILIPP KESSLER

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