Flick und Bierhoff zum Rapport

von Redaktion

Nach dem WM-Aus: Führungs-Duo zum Krisengespräch mit der DFB-Spitze

VON MANUEL BONKE

Doha – Die Weltmeisterschaft in Katar endete für den Deutschen Fußballbund so unglücklich wie sie mit der Binden-Diskussion und der Japan-Pleite begonnen hatte. Nach dem erneuten Vorrunden-Aus kündigte der Verband noch in der Nacht an, dass Präsident Bernd Neuendorf (61) am Freitag am Flughafen medienwirksam ein Statement zur Lage der Fußball-Nation abgeben wolle. Dort darf allerdings nur gefilmt werden, wenn 48 Stunden zuvor eine Genehmigung eingeholt wurde. Und so startete der nicht sorgsam genug geplante Zwei-Minuten-Auftritt mit erheblicher Verspätung – erst musste noch das katarische Innenministerium nach Rücksprache mit der FIFA grünes Licht geben.

Nachdem das Verbands-oberhaupt angesichts der Situation eine etwas skurrile Begrüßungsformel gewählt hatte („Herzlich Willkommen meine Damen und Herren – vor dem Abflug heute“), ging Neuendorf zu den erwartbaren Einschätzungen der Kata(r)strophe über: „Eine herbe Enttäuschung“ sei das alles und „außerordentlich schmerzhaft“, trotzdem müsse der Verband „den Blick nach vorne richten“. Dann wurde es interessant, denn der DFB-Fahrplan sieht vor, „dass wir uns in der kommenden Woche zusammensetzen: Hansi Flick, Aki Watzke und meine Person“. Sowohl Bundestrainer Flick (57) als auch DFB-Direktor Bierhoff (54) müssen bei Neuendorf und Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) zum Rapport antreten!

Die DFB-Spitze erwartet eine umfassende sportliche Analyse des Turniers und gleichzeitig eine Perspektive im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land. Neuendorf will ebenfalls wissen, wie sich „die Nationalmannschaft und unser Fußball seit der WM 2018“ entwickelt hat. Vor allem Bierhoff dürfte in seiner Funktion als Direktor Nationalmannschaft und Akademie bei diesen Worten aufhorchen. Denn anders als Flick war der Manager bereits 2018 in Amt und Würden – er sitzt seit 2004 im DFB-Sattel. Braucht es vielleicht auf seiner Position Veränderung? „Die Frage stelle ich mir gerade nicht“, gab sich Bierhoff unmittelbar nach dem WM-Aus vor den TV-Kamers cool, erklärte aber auch: „Natürlich weiß ich, dass solche Fragen kommen werden. Ich bin jetzt auch seit 18 Jahren da.“ Er mache sich „keine Sorgen“ und habe ein „sehr, sehr gutes Gefühl“, sagte der 54-Jährige, musste aber auch zugeben: „Bei drei schlechten Turnieren habe ich natürlich keine Argumente. Das muss ich akzeptieren.“

Vielleicht sollte sich Bierhoff nicht zu sicher sein. Neuendorf vermied ein klares Bekenntnis, als er zum Abschluss seines Flughafen-Auftritts gefragt wurde, ob er personelle Konsequenzen ausschließen könne: „Wir machen den ersten Schritt vor dem zweiten. Analyse bedeutet, dass wir die Situation bewerten.“

Hansi Flick muss trotz teils großer Kritik von einigen ehemaligen Nationalspielern und heutigen Fußball-Fachsimplern eher nicht um seinen Job bangen. „Von meiner Seite gibt es keinen Grund, nicht weiterzumachen“, sagte der 57-Jährige nach dem Costa-Rica-Sieg (4:2), der aufgrund der Niederlage Spaniens gegen Japan (1:2) nicht für das Achtelfinale reichte. „Mir macht es Spaß, wir haben gute Spieler, die nachkommen, an mir wird’s nicht liegen. Wer mich kennt, der weiß, dass wir es sehr schnell aufarbeiten.“

Auch von den Spielern verkündete (noch) keiner seinen Abschied, wenngleich es bei Thomas Müller („Ich habe es mit Liebe getan, alles Weitere muss ich erst mal sehen.“) sehr nach einem „Servus“ klang. Kapitän Manuel Neuer hingegen will weitermachen.

Artikel 1 von 11