Am Freitagmorgen versendete die DFL-Zentrale eine Pressemitteilung in maximal bürokratischem Duktus. Aufgrund einer „angepassten Lageeinschätzung der niedersächsischen Polizei“ würden die Begegnungen Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 und Jahn Regensburg gegen den SC Paderborn 07 getauscht. Wäre das also geklärt. Nicht geklärt sind bedeutendere Fragen, mit denen sich der deutsche Fußball nun beschäftigen muss: die Zukunft von Hansi Flick und Oliver Bierhoff. Können diese beiden, die den DFB in elf (Flick als Co-Trainer, Sportdirektor und Bundestrainer) und 18 Jahren (Bierhoff als DFB-Direktor, Präsidiumsmitglied und Geschäftsführer) an zentraler Stelle mit in den aktuellen Untergang navigiert haben, die Herausforderungen für die Zukunft bewältigen?
Weder Flick noch Bierhoff selbst zweifeln daran, dass sie eine Perspektive aufbereiten können. Mit einer aufwendigen Powerpoint-Präsentation dürfte es aber nicht getan sein. In seiner wenig prägenden Phase als DFB-Sportdirektor bewarb Flick lautstark das DFB-Programm „Unser Weg. Erfolg entwickeln“, mit dessen Schubkraft eine „einheitliche Spiel-, Ausbildungs- und Trainingsvision über alle Leistungs- und Altersebenen etabliert werden“ sollte. Aber ihm fehlten Power, Geduld und Rhetorik, die guten Ansätze bis in die Niederungen des Vereinswesens zu transportieren.
Abgelöst wurde der gescheiterte große Wurf durch das „Projekt Zukunft“. Bierhoff stellte 2019 die Probleme in der Talententwicklung dar. Gute Worte, aber der alerte Manager hat es nie geschafft, an der Basis durchzudringen. Seine Ausstrahlung ist den Menschen in den Amateurclubs fremd geblieben, was auf Gegenseitigkeit beruht. Hansi Flick seinerseits ist von Bierhoff ins hohe Amt gehievt worden, seine Schwächen in der Außendarstellung wurden ihm nachgesehen. Aber für die ganz große Bühne einer Weltmeisterschaft wirkte Flick nun zu klein. Und er beging – umringt von etlichen Beratern und Assistenten – fachliche Fehler. Auf seiner letzten Pressekonferenz in Katar monierte er etwa das Fehlen einer echten Neun im deutschen Fußball. Auf die Neun, die ihm zur Verfügung stand, formstark und torhungrig, verzichtete er freiwillig.