Das Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist nach Angaben der Technical Study Group (TSG) des Weltverbandes FIFA auch auf die schlechte Chancenverwertung zurückzuführen. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick kam mit Abstand zu den meisten Schussversuchen aller Teams in der WM-Gruppenphase.
„Wahrscheinlich haben sie ihre Möglichkeiten nicht gut genug genutzt“, sagte Ex-Bundestrainer und TSG-Mitglied Jürgen Klinsmann am Sonntag: „Wir in Deutschland haben die Diskussion, ob ein echter Neuner, wie Miroslav Klose es früher war, die effizientere Lösung gewesen wäre.“ Es gebe einen Mangel an echten Torjägern, die die Chancen auch nutzen.
Das DFB-Team kam zu insgesamt 67 Versuchen in drei Spielen, Mannschaften mit einer geringeren Zahl an Abschlüssen wie Australien und Polen (je 20) schafften den Sprung ins Achtelfinale. „Sie waren oft effizienter. Sie haben ihre Konter genutzt“, sagte Arsène Wenger, FIFA-Direktor für globale Fußballförderung.
Der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann sieht nach dem nächsten WM-Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft keine Parallele zur Krisenlage bei seinem Amtsantritt nach dem EM-Desaster vor 18 Jahren. „Jetzt alles über den Haufen zu werfen, ich weiß nicht, ob dies das Richtige ist. 2004 war das eine ganz andere Situation. Damals war es wirklich nötig, einen kompletten Umbruch zu machen“, sagte der 58-Jährige am Sonntag bei Sport1 in einer Live-Schalte aus Katar in die Sendung „Doppelpass“.
Klinsmann mahnte gleichwohl wichtige Weichenstellungen an. „Wir haben nur 18 Monate bis zur Europameisterschaft im eigenen Land. Es muss alles sehr gut überlegt sein, wie sehr Veränderungen jetzt angesagt sind“, sagte der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft. Klinsmann votiert eher für „einen kleinen Umbruch“ bei der Mannschaft. „Du kannst jetzt wirklich nicht alles über den Haufen werfen. Vor allem nicht mit einer Generation an Spielern, die erst noch zum Blühen kommt. Wir haben viele Spieler, die sind Mitte 20, die haben das ganz Große noch vor sich. Dass das jetzt nicht zusammengepasst hat, ist schade.“