Al-Chaur – Weit nach Mitternacht setzte sich Jude Bellingham noch einmal auf den Rasen des nun menschenleeren Wüstenzelt-Stadions von Al-Chaur. In Badelatschen machte es sich Englands WM-Star gemütlich, mit seinen Händen ein „W“ formend. „W“ wie „Win“. Viel sagen musste der Profi von Borussia Dortmund an diesem Abend nicht mehr – das erledigten nach dem 3:0 im Achtelfinale über Senegal andere für ihn.
Tenor bei Trainer Gareth Southgate, Mitspielern, Medien und Experten: Dieser Jude Bellingham ist eine Wucht. „Ich denke, er kann der beste Mittelfeldspieler der Welt werden“, adelte Offensivmann Phil Foden den 19-Jährigen. Zwar hatte Bellingham gegen den Afrikameister kein Tor erzielt, das Spiel aber geprägt wie sonst keiner. Dass hinterher mehr über Bellingham als über die Torschützen Jordan Henderson, Harry Kane und Bukayo Saka gesprochen wurde, spricht Bände. „Seine Eltern müssen so stolz sein“, schrieb Gary Lineker auf Twitter.
Bellinghams Präsenz auf dem Feld ist enorm. Daneben ist der BVB-Star in diesen Tagen ein eher leiser Vertreter. Nach seiner in der Öffentlichkeit groß gefeierten Gala reichte er das viele Lob gerne an Routinier Henderson weiter. „Gebt diesem Mann Respekt“, schrieb er in den sozialen Netzwerken zu vier Bildern, die das neue Mittelfeldduo zeigten. Bellingham hatte vor dem so wichtigen 1:0 die Vorlage für Henderson geliefert. Auch an der Entstehung der weiteren Tore war er beteiligt. Mit einem Bellingham in dieser Form muss den Engländern nicht bange sein vor dem Duell mit Titelverteidiger Frankreich am Samstagabend (20 Uhr).
Einziger Wermutstropfen für die glückseligen Briten: die plötzliche Heimreise von Raheem Sterling. Medien berichten von einem bewaffneten Wohnungseinbruch – während Sterlings Familie zu Hause war. Schon gegen Senegal stand der Chelsea-Star nicht mehr im Kader. „Wir müssen ihm Zeit geben, das Problem zu lösen. Die Familie geht vor“, sagte Southgate. Kane meinte: „Wir als Team schicken ihm die besten Wünsche und hoffen, dass wir ihn so bald wie möglich wiedersehen.“
Die Chance besteht durchaus, denn seit der Vorstellung vom Sonntag ist nicht auszuschließen, dass England noch lange im Turnier bleibt.