Frankurt/Main – Weitreichende Reformen, personelle Konsequenzen, schnelle Entscheidungen: Vertreter der Bundesliga haben vor dem ersten Krisengespräch der DFB-Spitze mit Hansi Flick eine klare Erwartungshaltung. Der ramponierte Ruf der deutschen Fußball-Nationalmannschaft muss nach der erneuten WM-Blamage eilig wieder aufpoliert werden, ansonsten droht auch der Liga langfristig ein Imageschaden.
Als Chef-Kritiker brachte sich Oliver Ruhnert in Stellung. „Das ganze System passt einfach so nicht mehr. Wir sind im Gesamtbereich des DFB, der Direktion Nationalmannschaften schlecht aufgestellt – und das von unten bis oben“, sagte der alarmierte Geschäftsführer von Union Berlin im „kicker“. Eine heftige Ohrfeige für Geschäftsführer Oliver Bierhoff, dessen Vertrag am späten Montagabend nach 18 Jahren aufgelöst wurde.
Flick wird am Mittwoch DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dessen Vize Hans-Joachim Watzke erste Ergebnisse seiner Analyse des in den Sand gesetzten Wüstenabenteuers präsentieren. Besonders Bierhoff war nach der dritten Turnier-Enttäuschung umstritten. „Wenn man über personelle Konsequenzen spricht, muss man auch die Führungsebene ins Auge fassen. Das muss man klar ansprechen, trotz der Verdienste in der Vergangenheit“, sagte Ruhnert.
Fredi Bobic bekam durch den Abgang von Bierhoff wie gewünscht schnelle Resultate. „Es muss bis Weihnachten klar sein, was Sache ist“, hatte der Geschäftsführer von Hertha BSC bei MagentaTV erklärt: „Danach würde es sich zu lange ziehen.“
Im Sinne eines ruhigen Weihnachtsfestes dürfte dies im Interesse aller Beteiligter sein, die Adventszeit ist jedenfalls alles andere als besinnlich. Bobic wünscht sich für das Treffen „einen harten, klaren und offenen Austausch“.
Jetzt müssen die Scherben des WM-Debakels der Nationalmannschaft auf dem neuen Campus in Frankfurt/Main zusammengekehrt werden. Seit dem WM-Triumph 2014 seien schließlich „entscheidende Fehler passiert“, wie Christian Heidel in der Bild-Zeitung anmerkte. „Wir sollten aufhören zu glauben, dass bei uns alles toll gemacht wird“, sagte der Sportvorstand des FSV Mainz 05. Er forderte mit Blick auf die Heim-EM 2024, „den richtigen Verantwortlichen Vertrauen zu schenken und Rückschläge zu akzeptieren, ohne nach der ersten Niederlage alles infrage zu stellen“.
Heidel und Ruhnert regen Veränderungen bei der Trainerausbildung und im Nachwuchsbereich an. Gerade bei den Talenten habe man „personell und strukturell seit Jahren viele falsche Entscheidungen getroffen“, meinte Ruhnert. sid