Der Killer mit dem Zauberfuß

von Redaktion

Frankreich feiert Mbappé, Lewandowski deutet Rücktritt an

Doha – Dem einen gehört die Zukunft, der andere hat bei der 1:3-Niederlage gegen Frankreich womöglich sein letztes WM-Spiel bestritten. Die Rede ist von Frankreich-Blitz Kylian Mbappé, 23, der seinen fünften Treffer im vierten Spiel erzielte und auf dem Weg zum Superstar des Katar-Turniers ist – und von Ex-Bayern-Stürmer Robert Lewandowski, 34, der mit seinen Polen am Titelverteidiger gescheitert ist.

Aber der Reihe nach.

Robert Lewandowski verließ die WM-Bühne mit gemischten Gefühlen. „Auf der einen Seite können wir stolz sein, wir haben alles versucht. Auf der anderen Seite haben wir verloren“, sagte der Weltfußballer nach dem 1:3 im Achtelfinale gegen den Weltmeister von 2018. Während sich die Franzosen um Stürmerstar Mbappé auf das Viertelfinale gegen England freuen, geht es für Polen nach Hause. Ob Lewandowski auch 2026 beim Turnier in den USA, Mexiko und Kanada dabei sein wird, eine erfolgreiche Qualifikation der Polen vorausgesetzt, ließ der Barcelona-Profi offen.

„God save NOTRE King!“ Als WM-Toptorjäger Mbappé den großen Pele übertroffen hatte, kaperte Frankreichs einflussreichste Sportzeitung „L’Equipe“ für die Kampfansage sogar die Nationalhymne des englischen Viertelfinal-Gegners. Und wahrlich! In Katar schwingt sich Mbappé unaufhaltsam zum König der Wüste auf und trachtet danach, sich als nächstes die stolzen Engländer zum Untertan zu machen.

Besessen, so gestand Mbappé nach seiner Zwei-Tore-Gala gegen Polen (3:1), sei er von der Weltmeisterschaft, sie sei „das Turnier seiner Träume“. Dafür, den goldenen Pokal ein zweites Mal nach 2018 wie ein Neugeborenes sanft im Arm halten zu dürfen, würde der pfeilschnelle Killer mit dem Zauberfuß wohl alles tun. Da hat selbst das bei einem Profifußballer stattlich ausgeprägte Ego Pause.

Goldener Ball? Goldener Schuh? Die persönlichen Auszeichnungen des besten WM-Spielers und Torjägers überließe Mbappé liebend gerne den Verlierern, wenn er nur nach dem Finale am 18. Dezember im Lusail-Stadion wieder den Thron besteigen darf. „Ich will den Titel holen. Wenn ich den Goldenen Ball bekomme, ist das schön. Aber deshalb bin ich nicht hergekommen“, sagte er. Natürlich wird ihm ein Lächeln über die Lippen huschen, wenn er sich irgendwann auf seiner Veranda eine Flasche Pinot noir öffnet und daran denkt, dass er damals in Katar Pele überflügelte.

Nämlich als der Spieler, der vor seinem 24. Geburtstag die meisten WM-Treffer erzielte. Pele stand in dem Alter bei sieben. Mbappé hat schon jetzt neun Treffer auf seinem Konto – und das bei seiner gerade einmal zweiten Turnierteilnahme, wofür ihm der Sender RMC den Titel „WM-Legende“ verlieh. Rekordhalter Miroslav Klose (16) dürfte beim Gedanken an die kommenden Jahre zittern.

Das werden auch die Engländer vor dem Duell am Samstag. Mit den Polen musste man fast Mitleid haben, als Mbappé nicht nur das Tor von Olivier Giroud per Traumpass auflegte, sondern auch zwei Schüsse von einem anderen Planeten losließ, die beide einschlugen. Seine Turniertore vier und fünf. Ernüchtert gestand Polens Nationaltrainer Czeslaw Michniewicz, es gebe „kein Rezept“, um Mbappé in seiner aktuellen Form zu stoppen.

Sehen sie auch beim künftigen Gegner so. „Er ist bisher der Spieler des Turniers“, sagt Phil Foden. Der ebenfalls brillante Jude Bellingham findet: „Er ist wahrscheinlich der beste Spieler der Welt im Moment – zusammen mit zwei oder drei anderen.“

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