München – Die Suche hat ein Ende, nach Informationen unserer Zeitung ist eine Entscheidung gefallen. Frédéric Vasseur (54, Foto: imago) soll demnach neuer Teamchef bei Ferrari werden. Die Bekanntgabe wird noch in diesem Jahr erwartet. Für Audi würde der Franzose dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Hintergrund: Die Ingolstädter sind als Mehranteilseigner beim ehemaligen Sauber-Team (noch Alfa-Romeo) eingestiegen, bei dem Vasseur seit Mitte 2017 als Teamchef fungierte. Allein: Audis Frust wird sich in Grenzen halten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Ingolstädter, die für 2026 zusätzlich eine eigene Antriebseinheit für die Königsklasse des Automobilsports entwickeln, die Chefposten in ihrem zukünftigen Team mit eigenen Leuten besetzen wollen.
Für Vasseur bedeutet die Berufung nach Maranello Aufstieg und Risiko zugleich. Denn nach dem Rücktritt von Mattia Binotto kurz nach dem letzten Saisonrennen in Abu Dhabi vor zweieinhalb Wochen, wollen die Ferrari-Bosse um den Enkel vom ehemaligen Fiat- und Ferrari-Patriarch Gianni Agnelli, John Elkann (46), jetzt den WM-Titel sehen. In dieser Jahr gelang es Starpiloten Charles Leclerc hinter Max Verstappen „nur“ den Vizetitel bei den Fahrern einzufahren.
Besonders innenpolitisch erwarten Ferrari-Insider heftigen Gegenwind für Vasseur. Die größte Gefahr könnte dabei von Leclerc-Manager Nicholas Todt ausgehen. Der Sohn vom ehemaligen Ferrari-Teamchef und FIA-Präsidenten Jean Todt gründete zusammen mit Vasseur zwar das später in den Nachwuchsklassen extrem erfolgreiche ART Grand Prix-Team, mit dem unter anderem Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg Titel einfuhren – doch vor vier Jahren entzweiten sich die beiden Partner und leben seitdem in erbittertem Streit.
Vasseur, der seine Formel-1-Karriere 2016 bei Renault begann, wird seit 2014 der fünfte Teamchef bei Ferrari sein und hofft nun, dass seine Haltbarkeitsdauer in Maranello länger sein wird als bei seinen Vorgängern Stefano Domenicali, Marco Mattiaci, Maurizio Arrivabene und schließlich Mattia Binotto. Alle scheiterten am extrem großen Erfolgsdruck, der bei Ferrari herrscht. RALF BACH