DFB sucht sich selbst

Was ist der größte gemeinsame Nenner?

von Redaktion

HANNA RAIF

Dass Oliver Bierhoff den DFB verlassen musste, passte Bundestrainer Hansi Flick gar nicht. Dies machte er in einer offiziellen Erklärung deutlich, in der er auch seine Zukunft ein klein wenig offengelassen hatte. Seit gestern Abend ist klar, dass Flick weitermachen darf und das auch will. Eine gute Entscheidung für den Verband, jetzt geht es darum, ein neues Team um den 57-Jährigen zu formen, das zu ihm passt.

Matthias Sammer war 2006 der erste DFB-Sportdirektor, er konnte die neue Position prägen, wie er sie interpretierte: Wissenschaftlich, manchmal verkopft, aber immer durchdacht. Mit weitem Horizont, dennoch zielgerichtet. Sammer war nicht immer sichtbar, manchmal vielleicht nervig, aber er machte seine Sache – wie übrigens auch später beim FC Bayern – gut. Der Erfolg gab ihm stets Recht.

Es ist kein Wunder, dass Sammer auch jetzt, wo der deutsche Fußball nach Jahren der Krise (und ohne Sportdirektor) endgültig am Boden liegt, als Wunschkandidat gilt. Gleichzeitig ist das aber auch eines der größten Probleme, die den Dachverband in seiner Identitätskrise begleiten. Sammer wäre die 1a-Lösung. Und auch wenn diese mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht zustande kommen wird, schwebt sie stets über all den anderen Namen, die durchs Land getrieben werden. Braucht man zwei Typen, um einen Sammer zu bekommen? Wer könnten diese halben Sammers sein? Und hätte Sammer geschultert, was Bierhoff überfordert hat?

Zur Wahrheit gehört, dass sich der Fußball und das Gebilde DFB in den letzten 16 Jahren verändert, aufgeblasen haben. Bierhoff ist an vielen Faktoren gescheitert, letztendlich aber war sein Aufgabengebiet am Ende zu groß. Es ist daher überlebensnotwendig, dass der DFB aktuell über alles nachdenkt. Versierte Fachmänner wie Fredi Bobic oder Ralf Rangnick; ehemalige Spieler wie die derzeitigen Favoriten Per Mertesacker (Nachwuchs) und Thomas Hitzlsperger (A-Team). Einzellösungen, Doppelspitzen; Frauen, Experten aus anderen Sportarten: Jedes Gedankenspiel muss erlaubt sein.

Die Lage ist ernst – und dass die Zeit nach dem WM-Aus 18 Monate vor dem nächsten Turnier besonders drängt, ist das Paradoxe. Jeder hat etwas zu sagen, jeder will mitreden, jeder hat gute Tipps. Dabei muss sich der DFB erst mal selbst finden. Es ist wahrscheinlich Glück, dass Sammer der Fußball zu sehr am Herzen liegt, um ihn ganz seinem eigenen Schicksal zu überlassen. So mischt die 1a-Lösung immerhin im Hintergrund mit.

Hanna.Raif@ovb.net

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