Flicks Baustellen

von Redaktion

Abwehr, Bayern-Block, Stammelf: Auf den Bundestrainer wartet viel Arbeit

VON PHILIPP KESSLER

München – Die Diskussion um einen Nachfolger von Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff (54) ist in vollem Gange. DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke (63) fände eine „Lösung vor Weihnachten schön“. Das teilte der DFL-Aufsichtsratschef am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Neu-Isenburg mit. Heiß gehandelt wird neben Matthias Sammer (55) auch Fredi Bobic (51), Geschäftsführer von Hertha BSC. Klar ist hingegen: Hansi Flick (57) macht als Bundestrainer weiter. „Eine Trennung stand überhaupt nicht zur Diskussion“, betonte Watzke

In einer Dreierrunde hatten DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61), Flick und er am Mittwoch in Neu-Isenburg bei einem Krisengespräch eine WM-Analyse vorgenommen und sich auf eine weitere Zusammenarbeit bis zur Heim-EM 2024 verständigt. Mit Blick auf den Vorrunden-K.o. bei der in Katar bilanzierte Watzke: „Es war nicht alles schlecht.“ Fakt ist aber auch: Es muss einiges besser werden. Unsere Zeitung nennt Flicks Baustellen.

Stammelf finden: Seit Flick den Posten von Joachim Löw nach der EM 2021 übernommen hat, hat er es nicht geschafft, seine ideale Mannschaft zu finden. Ein Punkt, den auch Real-Star Toni Kroos (32), der 2014 Weltmeister wurde, kritisch sieht. „Ich glaube, dass es ab dem ersten Länderspiel nach dem Turnier das absolute Ziel sein muss, einfach mal eine feste Elf zu finden“, sagte Kroos in seinem Podcast Einfach mal Luppen. „Wir haben es nicht geschafft, eineinhalb Jahre vor einem Turnier eine Elf oder 13 Spieler zu haben, an denen wir uns festhalten.“ Nur dann könne man Automatismen entwickeln, die man in schwierigen Momenten benötige. Kroos: „Die brauchst du, wenn ein Spiel zu kippen droht.“ Auch dass Flick die Aufstellung vor dem WM-Auftakt gegen Japan (1:2) bis zum Spieltag offenließ, wird teilweise kritisch gesehen. Der Vorwurf: Die Spieler konnten sich nicht früh genug mental auf ihre Rolle einstellen.

Weniger Bayern-Stars einsetzen: Vor der WM wurde die Wichtigkeit eines starken Bayern-Blocks hervorgehoben. Nun, da das Turnier enttäuschend verlief, äußern einige Nicht-Stammspieler und deren Berater ihren Unmut darüber.

Den Vorwurf, Flick bevorzuge seine ehemaligen Bayern-Spieler, sollte der Trainer abschütteln.

Autoritärer werden: Eine große Stärke Flicks ist seine Menschlichkeit. Bei Bayern ging seine Art voll auf. Bei der Nationalmannschaft werden indes Stimmen lauter, die mehr Autorität von ihm fordern. Er müsse es nicht jedem recht machen, sondern auch harte Entscheidungen treffen, wenn es bei gewissen Positionen Härtefälle gäbe. Dass Flick auch ungemütlich werden kann, zeigte er bei seiner Halbzeitansprache gegen Costa Rica (4:2).

Abwehr stabilisieren: Das Problem, dass sein Team zu viele Gegentore kassiert, hatte er auch in seiner zweiten Saison als Bayern-Coach. Beim DFB muss die Abstimmung zwischen der Mittelfeld- und der letzten Kette besser werden. Möglicherweise müsste seine Mannschaft auch tiefer stehen. Ein Lösungsvorschlag, der dem Vernehmen nach innerhalb der Mannschaft besteht: Die Fünferkette könnte die Abwehr stabilisieren, so auch die defensiv anfälligen Außenverteidiger in Sachen Abwehrarbeit entlasten.

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