Zehn Rennen, fünfmal auf dem Podest. Auch wenn im Sprint der Männer am Freitag kein weiteres Stockerl hinzugekommen ist: Die Bilanz der deutschen Biathleten und Biathletinnen in diesem noch jungen Winter beeindruckt. Vor allem wenn man an die Ausgangslage denkt.
Die letzten Weltcupsaisons über waren Podeste für das einst verwöhnte deutsche Team Mangelware. Seit Laura Dahlmeier aufgehört hat, gab es weder bei den Frauen noch bei den Männern Siegläufer im klassischen Sinn. Für Erfolge sorgten meist die Verbliebenen der alten Garde – von der nun nur noch Benedikt Doll übrig ist. Denise Hermann-Wick, die erst 2016 Biathletin wurde, und Franziska Preuß, die leider immer wieder ausfällt, könnte man, salopp gesagt, halb dazuzählen.
Nach Erik Lessers Rücktritt vergangene Saison wäre es daher nicht überraschend gewesen, wenn die Podestquote weiter sinken würde. Doch das geschieht nicht, ganz im Gegenteil. Es wurde im deutschen Team rechtzeitig zur Saison der Heim-WM in Oberhof wohl einiges besser gemacht als in den Jahren zuvor.
Zu vermuten, dass die neuen Köpfe im Team verantwortlich für den Aufschwung sind, liegt nahe. Der neue DSV-Sportdirektor für Biathlon Felix Bitterling etwa, der dem Vernehmen nach Initiator der Verstärkung durch neue Co-Trainer aus dem Ausland war: Der Slowene Uros Velepec bei den Männern und der Norweger Sverre Olsbu Roiseland bei den Frauen. Es ist „weniger ein Kochen immer im eigenen Sud“, hatte Bitterling gemeint.
Die gute Form nur auf neue Reize zu schieben, wäre aber zu einfach. Es würde den Sportlern nicht gerecht, die selbst am meisten zu ihren Ergebnissen beitragen.
Auffällig ist, dass bei dem aktuellen Team zwar junge Biathleten dabei sind, aber keine ganz jungen mehr. Die Jüngste bei Männern und Frauen bei den ersten beiden Weltcupstopps ist Juliane Frühwirt, mit 24 Jahren. In diesem Alter haben Sportler schon Höhen und Tiefen hinter sich. Viele der Deutschen scheinen jetzt den Anschluss an die Weltspitze zu finden. Das kann nicht nur das Ergebnis einer Saisonvorbereitung sein, sondern das von langjähriger Ausdauer und Leidensbereitschaft. Diese Athleten haben schon bewiesen, dass sie dranbleiben können, sie wissen, dass es nicht stets nur bergauf geht.
Dieses Durchhaltevermögen macht Mut. Für diese Saison, die Heim-WM und auch für die nächsten Jahre.
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