Hochfilzen – Julian Nagelsmann hat einen Riecher für Erfolg – auch im Schnee. Der Bayern-Coach hat den Biathlon-Weltcup mit seiner Freundin Lena Wurzenberger in Hochfilzen am Samstag besucht. Da er nicht am Sonntag da war, sah er den dritten Platz der deutschen Männer-Staffel und nicht den vierten der Frauenstaffel sowie die enttäuschende Verfolgung der deutschen Männer.
Gut unterhalten hätte er sich dennoch gefühlt: Bis zum letzten Schießen hatte Denise Herrmann-Wick die Chance, Deutschland in der zweiten Staffel des Winters zum zweiten Mal auf das Podest zu hieven. Gleichzeitig mit Lisa Vitozzi (Italien), Julia Simon (Frankreich) und Elvira Oeberg (Schweden) stand sie am Anschlag. Während die Weltcupführende Julia Simon mit Schnellfeuer allerdings den französischen Sieg sicherte, brauchte die Einzel-Olympiasiegerin zwei Nachlader. Mit 33,7 Sekunden Rückstand im Ziel schaffte es die 33-Jährige nicht mehr, Italien (+18,5) und Schweden (+10.4) einzuholen.
„Mir war schon vorher bewusst, dass mit Julia Simon, die 18 Sekunden schießt, richtig geballert wird“, meinte sie und führte aus: „Mit 30 Sekunden am Schießstand holt man da nichts auf, daher muss man etwas riskieren.“
Insgesamt zog die Sächsin nach ihrem Sieg im Sprint und dem 5. Platz in der Verfolgung am Samstag – bei der sie bei Simons Sieg die einzige Deutsche in den Top Ten war – ein „positives Fazit“ der Tage aus Hochfilzen, trotz der enttäuschenden Staffel: „Natürlich hätte ich die klasse Vorarbeit der Mädels gerne besser zu Ende gebracht.“
Beinahe lupenrein hatten die zuvor laufenden Deutschen geschossen. Startläuferin Anna Weidel (26/Kiefersfelden) und Franziska Preuß blieben fehlerfrei. Vanessa Voigt (25) an drei sicherte mit nur einem Nachlader den Anschluss an die Spitze.
Vor allem Preuß war mit ihrer Leistung zufrieden – trotz der leichten Defizite auf der Strecke. „Es tut einfach gut, dass man es endlich auch im Wettkampf bringen kann“, sagte sie. Am Tag zuvor war sie in der Verfolgung noch mit fünf Fehlern 26. geworden. „Jetzt hoffe ich, dass das Selbstvertrauen und die Lockerheit wieder kommen“, meinte die 28-jährige Athletin des SC Haag, die den Weltcupauftakt in Kontiolahti krankheitsbedingt noch verpasst hatte.
Kurios ist, dass den DSV-Männern bei ihrem Erfolg am Vortag mehr Fehler unterliefen. In der ersten Runde zertrat Justus Strelow (25) seinen Stock und bekam erst nach einiger Zeit passenden Ersatz. Dann schoss Johannes Kühn (31) stehend eine Strafrunde.
Roman Rees (29) und Schlussläufer Benedikt Doll glückte jedoch eine Aufholjagd bis auf den dritten Platz, 28.6 Sekunden hinter den siegreichen Norwegern und den Schweden (+20,0). „Ich bin ganz stolz, dass es ein Happy End gibt“, resümierte Doll (32).
Über den prominenten Gast Nagelsmann sagte der Schwarzwälder: „Das ist eine große Ehre, auch wenn ich dem SC Freiburg natürlich treu ergeben bin.“
Beflügelnd für die Verfolgung wirkte sich Nagelsmanns Besuch aber nicht mehr aus. Beim erneuten Sieg des Norwegers Johannes Thingnes Boe vor seinem Landsmann Sturla Holm Laegreid und dem Franzosen Émilien Jacquelin wurde Doll als bester Deutscher 18. (4 Fehler/+2.30,8). Auch die anderen DSV-Skijäger schossen am Sonntag oft daneben. Philipp Nawrath traf beim ersten Stehendanschlag sogar keine einzige Scheibe, er wurde 54. Der als Neunter und erster Deutscher gestartete Strelow landete auf dem 26. Platz, Rees wurde 36. und Kühn 37.
Negativ auf das Fazit von DSV-Sportirektor Felix Bitterling wirkte sich das nicht mehr aus: „Es war keine schlechte Woche. Bei den Herren haben wir heute ein bisschen eine drauf gekriegt, das gehört auch dazu.“