In einem Vortrag ein paar Wochen vor der WM habe ich den Satz eines Katar-Experten gehört und abgespeichert: „Katar weiß über jeden Ihrer Schritte Bescheid.“ Ich fragte mich damals: über die SIM-Karte des Smartphones? Über die App „Etheraz“, die jeder herunterladen musste (inzwischen ist es nicht mehr Pflicht)? Über Kameras und Gesichtserkennungs-Software? Nein. Jetzt weiß ich es: Katar scannt. Zumindest die bei der WM tätigen Journalisten. Das geht dann zum Beispiel so: vor Betreten einer Stadion-Sicherheitsschleuse – Scan. Betreten des Stadion-Pressezentrums (etwa 30 Meter weiter) – Scan. Betreten des Blocks, in dem man im Stadion sitzen wird – Scan. Wenn man kurz weggeht von seinem Platz, um etwa ein Geschäft zu erledigen, und eine Minute später zurückkehrt – Scan. Und wenn man nach dem Spiel das Stadion verlässt – Scan. Es muss Tausende Beschäftigte geben bei diesem Turnier, die nichts anderes tun, als ihr Lesegerät an den QR-Code der Akkreditierung zu halten. Ich erkenne Scanner inzwischen 20 Meter gegen den Wüstenwind. Jeden Tag entsteht also eine Heatmap von mir – so wie sie Statistikportale von Spielern anfertigen. Das schmeichelt mir. Welchen Nutzen Katar aus diesen Daten zieht, ist mir unklar. Ich nehme an, sie werden im Nationalarchiv hinterlegt, für viele Jahrzehnte. Übrigens gehe ich in Doha nicht nur in Stadien, sondern in Museen. Die Tickets werden – natürlich – gescannt. Als ein Lesegerät am Eingang zum Nationalmuseum ausfiel, holte eine Angestellte eine Zange aus der Tasche und zwickte die Karte ab. Herrlich nostalgisch – doch jetzt weiß Katar gar nicht, dass ich mich für seine Geschichte interessiere. Hallo Katar, du liest sicher mit – kann ich die Eintrittskarte nachträglich scannen lassen?