München – Die Geschichte ist dramatisch – aber besser ausdenken können hätte man sie sich nicht. Natürlich dauerte es nach dem Bekanntwerden von Manuel Neuers Saison-Aus keine halbe Stunde, ehe Alexander Nübel zum Gesprächsstoff des Wochenendes wurde. Die Leitung in Richtung seines Beraters Stefan Backs stand nicht still, zwei Mal am Tag gab es Wasserstandsmeldungen. Der Tenor: Nübel, bis zum Sommer vom FC Bayern an den AS Monaco ausgeliehen, schließt eine verfrühte Rückkehr nach München in Abwesenheit von Neuer nicht aus. Aber die Bayern sind am Zug.
Auch zwischen Doha und München wurde daher viel telefoniert. Bereits am Freitag, kurz nach dem Ski-Unfall, wussten Oliver Kahn (mit der ECA in Katar), Hasan Salihamidzic und Co. Bescheid, dass die Rückrunde, die Mission Triple ohne die Nummer eins gelingen muss. Die Optionen lagen schnell auf der Hand: Geht man mit Sven Ulreich und dem 19 Jahre alten Johannes Schenk in die heiße Phase? Muss ein weiterer Mann her? Und besteht die Chance, dass dieser Mann Nübel ist, der vertraglich bis 2025 an den FC Bayern gebunden ist?
Ausgeschlossen ist diese Option nicht. Allerdings müssten die Bayern Monaco überzeugen, ihren Stammkeeper vorzeitig ziehen zu lassen. Für sie selbst hätte diese Lösung gleich mehrere Vorteile: Nübel, der Neuer perspektivisch ersetzen soll, könnte sich beweisen – und man hätte die fünf Monate ohne die Nummer eins bestens überbrückt. Zu Problemen allerdings würde es kommen, wenn Neuer im Sommer wieder Anspruch auf seinen Stammplatz erhebt. Denn Nübel hatte zuletzt nicht nur ein Mal betont, dass er es ausschließt, mit Neuer gemeinsam im Kader zu stehen.
Da ist der 26-Jährige anders als Sven Ulreich, der seine Rolle als Ersatzkeeper angenommen hat und vorbildlich ausfüllt. Intern hat man auch keine Zweifel daran, dass der 34-Jährige Neuer in der Rückrunde gut vertreten könnte, denn bislang hat er – mit Ausnahme von seinem Patzer im Champions-League-Halbfinale 2018 bei Real Madrid – seine Sache immer gut bis sehr gut gemacht. Auch in dieser Saison kam Ulreich in acht Pflichtspielen zum Einsatz, während der Neuer mit einer Schultereckgelenksprellung pausierte. Die Bilanz: Acht Siege, fünf ohne Gegentor.
„Er war und ist immer ein Rückhalt, wenn er gebraucht wird, auch in der Kabine“, sagt Sportvorstand Hasan Salihamidzic über den Ex-Stuttgarter. Trotzdem wäre es ein Risiko, keinen zusätzlichen Mann zu holen. Man hat den Markt seit Freitag verstärkt im Blick, Kahn soll sich auf der Tribüne in Doha beim Sieg von Kroatien über Brasilien schon Notizen zu Dominik Livakovic gemacht haben, der aktuell in Diensten von Dinamo Zagreb steht. Auch die Namen von Keylor Navas (Paris) und Yann Sommer (Mönchengladbach) kursieren. hlr