Kein Ende der goldenen Generation

von Redaktion

Kroatiens Trainer Dalic glaubt daran, dass Modric & Co. weiterspielen – und will um WM-Bronze kämpfen

Lusail – Es ist bei einer WM immer so, dass Trainer, nachdem ihre Mannschaft nicht mehr weiterkommen kann und das Ende des Turniers gekommen oder spürbar ist, in sich zusammensacken. Diesmal betrug der Zyklus sogar viereinhalb Jahre, der Anlauf zur Erschöpfung war wegen des katarischen Wintertermins sechs Monate länger. Doch einem kann die Belastung nichts anhaben: Kroatiens Nationaltrainer Zlatko Dalic bleibt im Amt. Überhaupt kein Thema, dass er aufhören könnte: „Mein Vertrag läuft bis 2024.“ Er hat den Blick schon auf die nächste Aufgabe gerichtet, die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Und es steht auch noch ein WM-Spiel um Platz drei an: „Dafür müssen wir auf die Beine kommen.“

Nach der 0:3-Halbfinalniederlage gegen Argentinien glaubte Dalic, dass das Ende der goldenen Generation noch nicht gekommen ist. Speziell angesprochen auf Luka Modric mit seinen 37 Jahren und Ivan Perisic (33) meinte er: „Ich glaube, bis zur EM 2024 machen die Älteren weiter.“ Modric war einer der besten Spieler dieser WM und in seiner fröhlichen Außendarstellung die Marke des kroatischen Fußballs. Das also ist der Plan: Bei der EM, die ja schon fast vor der Türe steht, noch einmal von den letzten Ressourcen des Vizeweltmeister-Teams von 2018 profitieren, danach, für die WM 2026, geht es an den Neuaufbau. Zlatko Dalic versichert: „Da kommt eine Generation mit Potenzial.“

In der ersten halben Stunde hielt das Team die Partie im Gleichgewicht, die Südamerikaner kamen trotz ihres aggressiven Pressings nicht zu handfesten Torchancen. Die Situation, die zum 0:1 durch den von Messi verwandelten Strafstoß führte, nachdem Alvarez vom kroatischen Tormann Livakovic gefoult worden war, kam Dalic „verdächtig“ vor: „Da hätten zuvor wir eine Ecke kriegen müssen.“ Wie seine Mannschaft in Rückstand geriet, erschien ihm „zu billig, zu einfach“. Das Spiel sah er „in Bahnen gelenkt“ – die gegen Kroatien liefen. Wie kurz darauf auch die Entstehung des zweiten argentinischen Treffers belegte: Dalic’ Verteidiger waren komplett vom Glück verlassen, zweimal sprang der Ball zum Solisten Alvarez zurück. Trotzdem kniete sich Kroatien weiter rein – was dann den Argentiniern entgegen kam, die damit überraschten, dass sie an Ballbesitz kein großes Interesse hatten.

Finale 2018, Halbfinale 2022 – eine großartige Bilanz für ein Land „mit vier Millionen Einwohnern“, wie Dalic für Einordnung sorgt. „Die Spieler spürten, dass diesmal mehr möglich gewesen wäre“, nahm der Trainer in der Kabine aber doch ein Überwiegen der Enttäuschung wahr. Damit eine erneute Endspielteilnahme gerechtfertigt gewesen wäre, hätten die Kroaten aber in der Offensive gefährlicher sein müssen. Vor vier Jahren hatten sie in der Vorrunde 3:0 gegen Argentinien gewonnen, in Katar gelangen nur gegen Kanada (4:1) Tore in der regulären Spielzeit. Ansonsten war Kroatien ein nervenstarkes 0:0-Team, das zwei Elfmeterschießen gewann.

GÜNTER KLEIN

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