Ein Weihnachtswunder, wie viele das sehen, ist die Entlassung von Boris Becker nicht. Schon einige Wochen lang hatte sich angedeutet, dass die Tennis-Legende von einer Art Lücke im britischen Rechtssystem profitieren wird. Nur siebeneinhalb Monate hat Becker damit hinter Gittern verbracht. Ein schlechter Witz und ein Klacks zum ursprünglichen Eineinhalb-Jahre-Urteil – die Hälfte der Zweieinhalb-Jahre-Strafe hätte Becker ohnehin auf Bewährung in Freiheit verbringen dürfen. Und so wie es scheint, hat sich der 55-Jährige dadurch nicht charakterlich verändert. Von einer halben Million Euro war gestern die Rede, die Becker für das erste Interview einstreichen soll. Er fühle sich nicht mehr als Deutscher und werde wohl nie zurückkommen, hatte er noch vor einigen Jahren getönt. Das Geld nimmt Becker nun aber wohl gerne. Auch wenn er nicht wirklich viel davon sehen wird, denn der englische Insolvenzverwalter hat weiterhin Anspruch auf sein Einkommen.
Vor dem Urteil hatte Becker keine Einsicht oder Reue gezeigt, war sogar noch in einem Luxuskaufhaus shoppen. Ob er nach dem verlängerten Sommer im Gefängnis mehr Demut zeigt, bleibt abzuwarten, ist aber unwahrscheinlich.