Doha – Auf Wiedersehen, Fußball-Weltmeisterschaft, wie wir sie kannten – oder doch nicht ganz? Das nächste Mal, 2026 in den USA, Kanada und Mexiko, wird man Schwierigkeiten haben, sich alle teilnehmenden Länder zu merken. 48 statt 32 – das sprengt auch jedes WM-Sonderheft. Das 48er-Feld hat die FIFA schon vor Jahren beschlossen, nun steht die Umsetzung an. Vielleicht aber doch traditioneller und vernünftiger, als es in den Bauplänen steht.
16 Gruppen zu je drei Mannschaften wollte die FIFA bilden. Weiterkommen – in ein Sechzehntelfinale – sollten jeweils Erster und Zweiter. Doch in dieser Konstellation wäre ein sauberer Wettbewerb nicht garantiert. Am dritten und letzten Gruppenspieltag könnten die beiden beteiligten Teams das Wissen um den Tabellenstand nutzen und stillschweigend zu einem Ergebnis gelangen, das beiden dient. So wie 1982 in Gijon Deutschland und Österreich mit dem 1:0 der Schande, das Algerien aus der WM kegelte. Danach wurde eingeführt, dass die abschließenden Spiele in der Vorrunde parallel stattfinden müssen. Doch in Katar und auch schon voriges Jahr bei der EM hat die Dynamik der letzten Gruppenspiele mit Ungewissheit bis in die Nachspielzeit hinein den FIFA-Präsidenten mitgerissen. „Gruppen mit vier Teams sind unglaublich“, sagt Gianni Infantino, „das müssen wir noch einmal diskutieren. Vielleicht spielen wir mit zwölf Vierer-Gruppen.“ Näheres aus dem Kongress 2023, zu dem die Wiederwahl von Infantino ansteht – ohne Gegenkandidaten.
Die Lobpreisungen des Weltverbandsbosses für Katar sind noch nicht verklungen, da trommelt er schon für 2026. „Wir sehen die Power des Fußballs. Drei Ausrichterländer, 48 Teams, wir spielen in American-Football-Stadien, da hat das kleinste 70 000 Plätze – die Auswirkungen werden enorm sein durch mehr TV, Tickets, Hospitality“, jubiliert Infantino. Die Einnahmen für den nächsten Vier-Jahres-Zyklus veranschlagt er auf elf Milliarden Dollar – zuletzt waren es 7,5.
Doch nicht nur die Modusfrage ist noch ungelöst für 2026. Was man weiß, ist, dass Afrika neun statt fünf Startplätze bekommen wird, Asien acht statt vier, Südamerika steigt von vier auf sechs, Europa darf sich auf 16 (bislang 13) einstellen. Doch wie wird die Qualifikation für Nord- und Mittelamerika ablaufen? Aus diesem Gebiet kommen alle drei Gastgeberländer. Müssen auch sie – oder eines oder zwei – in die Qualifikation? Die Hauptrolle spielen die USA mit elf von 16 WM-Städten (Kanada zwei, Mexiko drei).
Sollte die FIFA auf das Modell mit zwölf Vierergruppen umschwenken, würde der Kalender anwachsen. Die alte 32er-WM kam mit 64 Spielen aus, bei 16 Dreier-Gruppen wären es 80, bei Vierer-Gruppen 104. Hieße noch mehr Geld, doch auch Beliebigkeit. Ob 48 dann auch wirklich das Ende der Entwicklung sind? Die FIFA blickt auf ihre 211 Mitgliedsländer, Arsene Wenger, Infantinos Ratgeber, rechnet: „Dann sind erst 22 Prozent der Weltbevölkerung vertreten.“ Infantino fordert: „Fußball muss global werden.“ Als ob er es nicht schon wäre. Wer, wenn nicht der Fußball?
GÜNTER KLEIN