Lusail – „Weltklasse-Spielleitung von Marciniak und Team. Unsportlichkeiten früh klar geahndet. Alle Strafstöße richtig. Mir fehlen die Worte. Wahnsinn! Das Beste, was ich lange (je) gesehen habe!“, twitterte der deutsche Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich spontan aus seiner Sicht zum Finale der Weltmeisterschaft – und schob eine auf Polnisch gehaltene Gratulation hinterher.
Didier Deschamps und Frankreich würden sie nicht unterschreiben: Der Trainer suchte nach dem im Elfmeterschießen verlorenen Finale den Austausch mit Szymon Marciniak. „Ich will nicht sagen, dass Argentinien geholfen wurde, sie verdienen den Titel. Und ich muss vorsichtig sein. Daher: Die Schiedsrichterleistung hätte besser sein können – allerdings auch schlechter.“
Letztlich war es erstaunlich, wie nahe die Franzosen einer Titelverteidigung kamen. „Wir hätten noch in der letzten Minute der Verlängerung gewinnen können“, spielte Deschamps auf die finale und vergebene Chance an, als es im Lusail Stadium nur noch wild zur Sache ging. „Ein komplett krankes Spiel“ nannte sein argentinischer Kollege Lionel Scaloni das Geschehen. „Wir waren grundsätzlich nicht in großer Form, aber haben es geschafft, von den Toten aufzuerstehen“, beschrieb Deschamps das faszinierende Comeback, das vor allem von seinem Superstar Kylian Mbappé getragen wurde.
Er selbst hatte mit einem Doppelwechsel zum ungewöhnlichen Zeitpunkt vier Minuten vor Ablauf der ersten Halbzeit eine wesentliche Korrektur vorgenommen. Die Bundesligastürmer Marcus Thuram (Mönchengladbach) und Randal Kolo Muani (Frankfurt) ersetzten Olivier Giroud und Ousmane Dembele. „Ich will Giroud und Dembele keine Vorwürfe machen“, erklärte der Trainer, „aber wir brauchten frische Kräfte“.
Ein Virus, der durchs Team ging, und die Tatsache, dass das letzte Spiel erst vier Tage zurück lag, einen weniger als bei Argentinien, hatten die Equipe tricolore schwach wirken lassen. „Es gab Gründe, dass wir im ersten Teil so gespielt haben.“ Frankreich verpasste die historische Chance, nach Brasilien (1958 und 62) einen WM-Erfolg zu wiederholen. Doch es weiß, dass es auch beim nächsten Turnier zu den Favoriten gehören wird. 17 Spieler aus dem Kader von 2022 werden 2026 noch unter 30 Jahren sein. Nicht mehr dabei sein wird Mittelstürmer Karim Benzema. von Real Madrid Der 35-Jährige gab seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt.
Ob Didier Deschamps, seit über zehn Jahren im Amt, den weiteren Weg bgeleiten wird? Hörte die Frage auch in Katar oft. Er ließ sie unbeantwortet. „Ich werde mich im nächsten Jahr mit dem Verbandspräsidenten treffen. Die Entscheidung wird nichts damit zu tun haben, wie dieses Endspiel ausgegangen ist.“ GÜNTER KLEIN