München – Sollte Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) das Testspiel der AS Monaco bei Leeds United geschaut haben, dürfte er in der 12. Spielminute die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben. In diesem Moment kassierten die Monegassen das 0:1 nach einem Eckstoß, bei dem Alexander Nübel (26) eine mehr als unglückliche Figur machte, als er am kurzen Pfosten am Ball vorbei boxte. Zwar gewannen die Franzosen mit 4:2, doch es war nicht der erste Patzer von Nübel in der laufenden Saison. Trotzdem ist Nübel nach wie vor die erste Option, um Manuel Neuer (36) nach dessen Unterschenkelbruch beim FC Bayern zu ersetzen.
Salihamidzic arbeitet mit Nachdruck an einer Rückholaktion des Torhüters. Leicht sind die Gespräche aufgrund verschiedener Konstellationen nicht. Monaco ist ein von Investoren geführter Verein, dort ist es weitaus komplizierter, sportlichen Erfolg und wirtschaftliche Interessen unter einen Hut zu bringen. Die Franzosen benötigen im Falle eines Nübel-Abgangs einen adäquaten Ersatz, der erst gefunden werden muss. Bedeutet im Umkehrschluss: Bayern müsste kurioserweise für eine Rückkehr seines Torhüters eine Ablöse zahlen, weil es keine entsprechende Klausel im Vertrag gibt.
Die Summe könnte rund fünf Millionen Euro betragen. Geht es nach Monaco, sollte der Wechsel bis zum Liga-Wiederauftakt am 28. Dezember in Auxerre geschehen sein. Doch auch die Spielerseite hat Forderungen an die Münchner gestellt. Und zwar einige.
So erwartet Nübel etwa die volle Unterstützung der Verantwortlichen, sollte er ab Januar wieder bei Bayern zwischen den Pfosten stehen. Was in der Theorie verständlich klingt, dürfte in der Praxis schwerer zu vermitteln sein. Ein spielentscheidender Fehler in einem K.o.-Spiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain ist eigentlich unverzeihlich. Und dann gib es ja noch die Frage nach der Perspektive: Muss Nübel nach dem Comeback von Neuer wieder auf die Bank? Oder darf er sich auf einen fairen Wettbewerb freuen?
Aktuell bestehen erhebliche Zweifel, dass sich Bayern ab Sommer auf ein Torwart-Duell einlässt. Das hat auch mit Torwarttrainer und Neuer-Intimus Toni Tapalovic (42) zu tun. „Tapa“ arbeitet nun schon seit elf Jahren mit dem Nationaltorhüter in München zusammen – und hat ihn mit seinen Trainingsmethoden zum besten Schlussmann der Welt geformt. Die Einheiten sind dementsprechend komplett auf Neuer und seine Interpretation des Torwartspiels zugeschnitten. Doch Nübel hat einen anderen Stil. Dementsprechend müsste in seinen Augen das Training angepasst werden.
Zu seinem Torwarttrainer Federic de Boever (42) in Monaco pflegt der Keeper hingegen ein vertrauensvolles Verhältnis. Er sieht Nübel unter den Top-Drei-Torhütern seines Jahrgangs. Für Nübel ist klar: Das beste Torwartalter ist zwischen 26 und 34 Jahren. Die Karriereplanung des Torwarts ist auf diese Zeitspanne ausgerichtet. Ziel ist es, zeitnah bei einem Club zu spielen, der regelmäßig im Achtelfinale der Königsklasse steht. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob das der FC Bayern sein wird.