Oberstdorf – Anzüge in Übergrößen, Flossenhandschuhe, neue Bindungssysteme – Großereignisse der Skispringer waren seit jeher auch ein Fall für Materialtüftler. Und nicht selten wurden gute Ideen auch belohnt. So wie beim Schweizer Simon Ammann, der sein zweites olympisches Doppelgold in Vancouver 2010 wohl vor allem deshalb holte, weil ihm ein verbogener Bindungsstab mehr Stabilität in seiner Luftfahrt verlieh.
Gut für Ammann, dass ihm der Einfall schon vor gut elf Jahren kam. Denn heute würde ihm ein vergleichbarer Kniff ungleich schwerer fallen. Hintergrund ist eine Initiative des Weltverbands FIS. Die Regelhüter des Skispringens fordern seit vergangenem Frühjahr von den Teams ein Katalog ein, in dem detailliert festgelegt wird, mit welchem Material man denn im nächsten Winter antreten will. Und die Vorschrift ist streng: Ob Helm, Brille, Anzug, Schuh, Bindung oder Ski – was im Katalog nicht aufgeführt ist, darf nicht eingesetzt werden. Es war auch eine Konsequenz aus dem Materialdesaster bei den Olympischen Spielen in Peking, wo im Mixed-Springen gleich mehrere Athletinnen disqualifiziert wurden
Klar ist; Die Ansatzmöglichkeiten sind nun überschaubar. „Du kannst eigentlich nur an kleinen Details arbeiten“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, „aber die können manchmal eine große Wirkung haben. Deshalb versuchst du es natürlich.“ So hat man im deutschen Lager nicht zuletzt auch die beiden Trainingstage in Oberstdorf nach der Tournee-Generalprobe in Engelberg stark auch für Material-Tüfteleien genutzt. An allen Bestandteilen der Ausrüstung wurde noch einmal gefeilt. Allem voran, soviel sickerte dann doch durch: Am Springeranzug.
Was genau man veränderte, wollte Stefan Horngacher vor dem Start in Oberstdorf natürlich nicht verraten. Nur so viel: „Der Anzug ist jetzt blau.“ Na dann. rp