„Nach drei Jahren um Siege kämpfen“

von Redaktion

2026 startet Audi in der Formel 1 – Projektleiter Baker erläutert die hohen Ziele und den Weg

Neuburg an der Donau – Die Ziele sind hoch – doch Audi rechnet für seinen Formel-1-Einstieg zur Saison 2026 auch mit Rückschlägen. „Man muss realistisch sein. Das erste und zweite Jahr kann auch hart werden. Es ist allerdings sehr schwierig, das vorauszusehen“, sagte Projektleiter Adam Baker (48), ein gebürtiger Australier, der seit 2018 den deutschen Pass besitzt und sich längst in Deutschland heimisch fühlt. Baker leitete früher bei BMW die Formel-1-Motorenentwicklung, bei Audi ist er nun für die Entwicklung der Power Unit zuständig.

Audi wird ab 2026 als Werksteam in der Formel 1 starten. Die Volkswagentochter entwickelt in Neuburg an der Donau den Motor, das Chassis wird vom erfahrenen Schweizer Traditionsteam Sauber gebaut. Von 0 auf 100 (oder besser 300) soll es so schnell wie möglich gehen. „Wir haben uns für den Zeitraum 2026 bis 2030 eingeschrieben. Wir wollen in der Lage sein, nach drei Jahren um Siege kämpfen zu können“, sagt Baker.

Die Erwartungshaltung ist riesig. „Der Druck von außen ist spürbar, wir haben ihn auch erwartet. Uns ist die Größe der Herausforderung bewusst“, betont Baker. „Wir können jetzt schon absehen, was wir leisten müssen, um 2026 erfolgreich zu sein. Deswegen ist der Druck, den wir uns bei Audi intern selbst machen, genauso groß.“

Audi will die boomende Plattform Formel 1 für sich nutzen. Dass die Motorsport-Königsklasse nachhaltiger werden will, passt zum Selbstbild der Auto-Hersteller. Der Kostendeckel macht das milliardenschwere Wagnis außerdem planbarer. Dafür muss Audi, das den Einstieg fast zwei Jahre vorbereitet hat, jedoch schon zum Jahreswechsel die Bücher offenlegen.

„Wir stehen ab dem 1. Januar mit der Audi Formula Racing GmbH aufgrund des Cost Caps auf eigenen Beinen. Wir haben daher alle Aktivitäten in einer neuen GmbH gebündelt. Dadurch kann die FIA (Motorsport-Weltverband, d. Red.) alle Kosten, die mit dem Formel-1-Projekt verbunden sind, erkennen und bewerten“, erläuterte Baker, der Geschäftsführer dieser GmbH ist.

Seit 2021 gibt es in der Formel 1 einen Budgetdeckel. Dieser soll ein Wettrüsten unter den Teams ohne Rücksicht auf die finanziellen Ressourcen verhindern. Chancengleichheit und finanzielle Stabilität sind die Ziele. Von kommender Saison an dürfen Red Bull & Co. nur noch 135 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 127 Millionen Euro) pro Jahr ausgeben.

Der finanzielle Rahmen ist für einen Neuling wie Audi mindestens genauso wichtig gewesen wie das ab 2026 gültige neue technische Reglement. „Power-Unit- und Chassis-seitig wird es die größte Änderung im technischen Reglement seit 20 oder 30 Jahren. Das eröffnet größere Chancen, als Newcomer schneller konkurrenzfähig zu sein“, sagt Baker, der es durchaus für möglich hält, dass Audi eventuell schneller vorankommt als allgemein erwartet: „Wenn man einen guten Job macht, besteht die Chance, dass man 2026 gleich vorne mitkämpfen kann.“

Aktuell wird die Power Unit entwickelt, Ende 2023 oder Anfang 2024 erarbeitet Audi gemeinsam mit Sauber das Konzept des neuen Formel-1-Fahrzeugs. 2025 steht der Testbetrieb an, ehe der Ernstfall 2026 mit dem Aufbau der Rennfahrzeuge eintritt.

Audi baut für das Formel-1–Projekt sogar an. In einem rund 3000 Quadratmeter großen Neubau am Motorsport-Zentrum in Neuburg sollen vor allem neue Prüfstände für die Entwicklung der Antriebseinheit untergebracht werden. Damit schaffe man die „bestmöglichen Voraussetzungen, um in der Königsklasse des Motorsports erfolgreich zu sein“, sagte Audi-Technikvorstand Oliver Hoffmann.  dpa

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