Müller und der DFB

Ein guter Entschluss

von Redaktion

PHILIPP KESSLER

Geschmeidig, stabil und koordiniert sprang Thomas Müller bei der morgendlichen Einheit des FC Bayern in Doha seitlich über eine rund 50 Zentimeter hohe Hürde. „Genau so wie Thomas das macht“, sagte Fitness-Chef Prof. Dr. Holger Broich in Richtung der anderen Spieler, die sich fortan wieder mal ein Beispiel am Routinier nahmen. Nach wie vor ist Müller ein Vorzeigeprofi. Einer, der die Kollegen mitreißt. Einer, der stets bis an seine Leistungsgrenze geht. Einer, der charmant Klartext spricht.

In Doha verkündete Müller, auch der deutschen Nationalmannschaft weiter zur Verfügung zu stehen. Viele Fußball-Fans kritisieren seine Entscheidung. Nach dem peinlichen WM-Aus in Katar sei es Zeit, Platz für die jüngere Generation zu machen, sagen sie. Ich hingegen finde Müllers Entschluss gut. Was viele Kritiker übersehen: Der Angreifer legte seine DFB-Zukunft in die Hände von Bundestrainer Hansi Flick. Müller stellte lediglich klar, dass er bereitstünde, sofern der Coach und die Mannschaft ihn brauchen. Egal, in welcher Rolle.

Fakt ist auch: Seine Nation zu vertreten, ist eine Ehre und Privileg. Von vornherein aus persönlichen Befindlichkeiten heraus auszuschließen, sein Land auf dem Rasen zu repräsentieren, finde ich schwach. Für eine Nationalmannschaft – gerade für so eine große wie Deutschland – sollten immer die besten Spieler spielen. Das ist nur möglich, wenn auch die Besten zur Verfügung stehen. Wichtig ist, dass Flick bei seiner Kaderzusammenstellung das Leistungsprinzip in den Vordergrund stellt. Wichtig ist ebenso, dass die Bedingungen zwischen dem Bundestrainer und Müller klar sind. Es sollte keine Sensation sein, wenn der Bayer mal nicht nominiert wird oder in der Startelf steht.

Müller ist als Führungsspieler noch immer wichtig. Mit 33 Jahren ist er allerdings nicht mehr unumstrittener Stammspieler. Gerade auf seiner Lieblingsposition hinter der Spitze ist die DFB-Konkurrenz riesig. Bayern-Kollege Jamal Musiala hat sich mittlerweile unverzichtbar gemacht. Leverkusen-Juwel Florian Wirtz drängt nach seinem Kreuzbandriss wieder zurück in die DFB-Elf. Und dann gibt es da auch noch Leroy Sané, Serge Gnabry oder Kai Havertz. Das sehe Müller ganz entspannt: „Falls ich nicht nominiert werde, obwohl ich es gerne wollen würde, kann ich damit umgehen.“ Wo ist also das Problem?

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