Doha – Die Bayern bereiten sich gerade in Katar auf die Rückrunde vor. Doch am Montag drehte sich in Doha alles nur um die deutsche Nationalmannschaft. Der Grund: Thomas Müller (33). Der Weltmeister von 2014 machte klar, dass er nicht zurücktritt. Obwohl er vor fünfeinhalb Wochen nach dem WM-Aus in einem emotionalen TV-Interview sein DFB-Aus angedeutet hatte.
„Nach dem Spiel gegen Costa Rica war ich sehr emotional“, erklärte Müller seine damaligen Worte. Er habe sich nach dem Turnier Gedanken gemacht, auch mit Bundestrainer Hansi Flick (57) sei er in gutem Austausch gewesen. Müllers Entschluss? „Solange ich Profifußballer bin, werde ich der Nationalmannschaft immer zur Verfügung stehen, wenn ich gebraucht werde“, betonte der Angreifer. Er wolle seine Karriere im Nationaltrikot nicht „künstlich“ stoppen. Müller: „Den Gedanken, zurückzutreten, obwohl der Bundestrainer vielleicht sagt, dass er mich in irgendeiner Rolle bräuchte, fühle ich einfach nicht.“ Die WM hat Müller verarbeitet. Er sei von seiner Frau Lisa erst mal „in den Arm genommen“ worden, „die bringt mich da schon gut in die Spur zurück.“ Doch zu viel Trübsal dürfe er bei ihr auch wieder nicht blasen, „sonst gibts was hinter die Löffel“, berichtete er mit einem Lachen.
Lothar Matthäus (61/150 Einsätze) hat Müllers Aussagen in den Alpen Österreichs mitbekommen. „Seine Entscheidung kommt für mich überraschend, weil ich gedacht habe, er fokussiert sich in den nächsten drei bis fünf Jahren nur auf den FC Bayern. Aber ich freue mich für Thomas, dass er nach wie vor den Ehrgeiz hat, auch noch für die Nationalmannschaft zu spielen“, sagte der Rekordnationspieler unserer Zeitung. „Wenn er sich das zutraut und seine Leistung bringt, dann bitte gerne. Ich hoffe, dass noch einige Spiele dazukommen. Die EM 2024 im eigenen Land ist natürlich auch noch eine Motivation für Thomas. Ich würde mich freuen, wenn er dann mit der Europameisterschaft den einzigen großen Titel holt, den er noch nicht gewonnen hat.“ Ob Müller, dessen Vertrag beim FC Bayern im Sommer 2024 endet, bei der EM in Deutschland überhaupt noch dabei ist, ließ er offen. Das Turnier in eineinhalb Jahren formulierte der 121-malige Nationalspieler nicht als konkretes, aber als mögliches Ziel: „Warum nicht?“ Vorausgesetzt, der Bundestrainer ruft ihn…
„Wenn Thomas zur Verfügung steht, wird der Bundestrainer auf ihn bauen“, so Matthäus. „Ich kenne Hansi. Natürlich setzt er auf junge Spieler. Aber Thomas Müller genießt aufgrund seiner Erfolge, Erfahrung und Art und Weise nach wie vor großes Vertrauen.“ Müller ist nach wie vor ein wichtiger Führungsspieler, doch gerade auf seiner Idealposition tummelt sich jede Menge Qualität. Matthäus: „Der Konkurrenzkampf ist auf der hängenden Position hinter dem Neuner mit Jamal Musiala, Florian Wirtz und Kai Havertz sehr groß. Ich bin der Meinung, dass Hansi Flick immer mit einer Nummer neun spielen muss. Dann fällt aber eine Position in der Offensive für einen dieser vier genannten Spieler weg.“
Leistungstechnisch hält Matthäus Müller aber nicht mehr für unumstritten: „Aus meiner Sicht war Thomas mit der Doppelbelastung, die er in den letzten eineinhalb Jahren hatte, im Verein nicht mehr so präsent wie davor. Er hat auch aufgrund seiner Position in beiden Systemen – bei Bayern ohne Robert Lewandowski und bei der Nationalmannschaft – nicht mehr so brilliert.“ Apropos: Nach unseren Informationen sind sich die Bayern-Verantwortlichen bewusst, dass Müller auch im Münchner Offensivensemble künftig nicht mehr unantastbar ist. Für Trainer Julian Nagelsmann (35) ist er zwar immer noch wichtig, trotzdem sagte er: „Thomas ist fest in meinen Gedanken. Es wird aber nicht eine fixe Elf geben.“